Tom Liwa – Evolution Blues

Ungern will ich die PR-Agentur sein, die eine Leuchtreklame für Tom Liwa entwerfen solL Ich müsste Sachen schreiben wie „Der letzte Troubadour“, „Will Oldham aus Duisburg (nur nicht so morbid)“ oder „Anders als glücklich – ein Kind von Traurigkeit“. Dem Geheimnis des neverendingly tourenden Sängers Liwa und seiner oft hermetischen Poesie kommt man doch viel näher, wenn man sagt, was er alles nicht ist.

Gesichert ist, dass der spöttische Ton aus der frühen Zeit seiner Band Flowerpornoes endgültig weg ist. Liwas Verse und Stimme verhuschen immer mehr, als würde er so laut wie möglich wispern. Was eh die beste Art ist, um aufrichtig zu sprechen: über die Liebe und alle vorläufigen Gedanken, die sich nicht zur Verlautbarung eignen. Seine Lieder sind keine towers ofsong, und nur selten geben sie Aphorismen her.

Diese Aura des Inoffiziellen durchzieht das Album,,,&$l/CH“(per Mailorder bei Normal und Glitterhouse) deutlich. Eine Handvoll Lieder, aus dem eigenen Notizbuch und von bung, Dylan und Drake, als Akustik-Abend ohne Publikum. Zwei dieser Songs finden sich in vollendeten Versionen auf Liwas offizieller neuer Platte „Evolution Blues“ wieder, und der Vergleich beweist das Gegenteil von dem, was man erwartet hätte: Mit Band klingt Tom Liwa viel entspannter, kann man ihm besser zuhören. Ein Lyriker mit musikalischem Alibi ist er eben nicht, und wer bei dem Gedanken erschrickt, dass auch er jetzt Sample-Loops verwendet, dem sei gesagt, dass die seinen Folk-Pop angenehm dreidimensional machen.

Komplexer geworden sind auch die Assoziationsketten, es geht um Evolution und Theologie, ein bisschen halt. Und weil man vor systemimmanenten Problemen nicht weglaufen kann, beschwört Liwa mit dem Mantra „Funky sexy“ den Hüftschwung als Form der Fortbewegung. Als Gegengewicht für die Momente der Transzendenz hat er ja immer eine Zeile wie „Mach dir ein Frühstück, gönn dir guten Sex mit Fremden, nimm generell alles mit, was du kriegen kannst, und nenn mich nie mehr Fliegengesicht“.

Der große Wurf, das Opus magnum ist auch „Evolution Blues „nicht geworden. Aber die großen kleinen Songs hat Tom früher ja schon geschrieben.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates