Tom Petty – Wildflowers
Bisher schlug sich der Produzent Rick Rubin vorzugsweise mit schwierigen Charakteren herum. Auch Tom Petty hat Erfahrungen mit Exzentrikern: Um mehrere Tourneen mit Bob Dylan unbeschadet zu überstehen, sollte man nicht dünnhäutiger sein als ein indischer Elefant. Als sich Petty und Rubin trafen, spannten beide mal aus von dem Streß. Über ein Jahr lang haben sie sich hängenlassen, haben unzählige Platten gehört und nebenher eine neue aufgenommen.
Nach dem ersten Hören von “ Wildfiowers“ kann man sich denken, was sie sich gegenseitig vorspielten: Musik aus der goldenen Zeit des Folkrock zwischen ’65 und 75 – Buffalo Springfield, Simon & Garfunkel, Quicksilver Messenger Service, Bob Dylan. Und ganz viel Beatles.
Petty, ohne die Heartbreakers, bewegt sich in diesem Koordinatensystem so sicher und kreativ, daß es einem manchmal die Sprache verschlägt. Seine Geschichten spielen in Bars und Spielhallen, auf Highways und in Motels – ganz so, als seien das nicht die abgegriffenen Klischees von Amerika, sondern Bilder seines Lebens. Nichts an der Musik ist neu. Trotzdem zitiert Petty nicht im Sinne eines postmodernen Konzepts aus der Pop-Geschichte, sondern hat sich alles zu eigen gemacht, was er gern hörte, als er aufwuchs.
Trotzdem fallt der Sound nicht auseinander, was der Arrangement-Kunst von Rubin zu verdanken ist. Auf der ganzen Platte gibt es keinen Einfall, der nicht paßt, kein Arrangement, das zu dick aufträgt oder zu dünn. Alles stimmt. Pettys Texte klingen versöhnlich, manchmal bitter und ein wenig rückwärtsgewandt. Ein Songwriter in seiner Lebensmitte zieht Bilanz, und die klingt nur gelegentlich nach Midlife-Crisis. Ein harmonisches, warmes, sozusagen rubinrotes Album.