Tom Tom Club – The Good The Bad And The Funky

Ganze acht Jahre haben sich die Eheleute Tina Weymouth und Chris Frantz mit einem neuen Album ihres Tom Tom Club Zeit gelassen. Es gibt mittlerweile eine Farm zu pflegen, Kinder großzuziehen und gelegentlich Kollegen zu produzieren – jenseits der Talking Heads machen die großen künstlerischen Entwürfe und ambitionierten Kreativakte nur Sinn, wenn sie sich ins fortschreitende Leben integrieren lassen, und da ist das heftig rotierende Karussell des Musik-Biz mit seinen Anforderungen bloß ein Stress, den sich andere machen.

Stress war ohnehin ein verbotenes Ding in der Historie des Tom Tom Club – als Nebenprojekt am Anfang des Endes der Talking Heads gegründet, kreierten die ehemaligen Design-Hochschüler launige Oberflächen und huschten von Klangassoziation zu Klangassoziation – eben diese Unbekümmertheit verband sich früher mal gut mit dem nervösen Intellekt von Spielverderber David Byrne, bei dem es ja seit dem Ende der Talking Heads endgültig gar nichts mehr zu lachen gibt. Auch 20 Jahre und spärlichen vier Alben nach den Superliedern „Genius Of Love“ und „Worldly Rappinghood“ hat sich das am Arbeitsethos des kreativen Paares nichts geändert. Die Beats auf „The Good The Bad And The Funky“ sind freilich ein wenig moderner, die Klänge vom allzu argen Disco-Verweis befreit und die Songs hier und da sogar eine Spur greifbarer – insbesondere dann, wenn Charles Pettigrew, Sänger der Soul-Pop-Zumutung Charles And Eddie, sein Falsett ins Werk des Tom Tom Club singt. Die komische Paarung ist ein Symbol:

Pettigrew und viele andere musikalische Partner sind den Rhythmikern Weymouth und Frantz die Fremdenführer im jeweils erkundeten Territorium. Freilich geht es nie um authentische Nachbildungen; der Künstler spürt den Vibe, die transzendente Welle, und macht dann selbst. In diesem Fall: Dub, Reggae, Disco und allerlei funky shit, den Frantz und Weymouth mit dem Blick des Außenstehenden bewundern und ins eigene Stilrepertoire überführen. Mit den Talking Heads haben sie die Methode zur Perfektion gebracht Indes, der Tom Tom Club bleibt bei aller lobenswerten Mühe um den Ausdruck ohne Klischee eine ins Unendliche verlängerte Ferienliebe. These heads stopped talking a long time ago.

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