Townes Van Zandt :: High, Low And In Between

Das fünfte und sechste Album des Meister in hervorragendem Klang

Bevor der ihm seine erste Gitarre kaufte, musste Townes Van Zandt seinem Vater angeblich versprechen, auf der auch fleißig „Fraulein“ zu üben, Bobby Helms‘ Country-Hit von 1957. Was der damals noch nicht elektrogeschockte und unter Drogen gesetzte junge Mann dem Vater zuliebe dann auch tat. Am Ende nahm er den Song sogar für „The Late Great Townes Van Zandt“ (****¿) auf, sechste und letzte Studio-LP für seinen Manager Kevin Eggers. Als der ein Jahr später pleite machte, übernahm United Artists die Rechte an der und dem zuvor im selben Jahr veröffentlichten Album „High, Low And In Between“.

Weil die Originalbänder der vorangegangenen Studioproduktionen in der Konkursmasse verschwunden waren, benutzten diverse Lizenznehmer für die Wiederveröffentlichungen auf CD später Vinylpressungen für die Überspielung. Wobei sie glaubten, clever kaschieren zu können, dass sie die Aufnahmen mit – höflich ausgedrückt – semiprofessionellem Gerät digital überarbeitet hatten. Besagte sechs LPs zirkulieren seither in klanglich ziemlich unterschiedlichen Versionen verschiedener Plattenfirmen. Weil sich vor dem neulich von Omnivore Recordings vorgelegten Doppel-Set „Sunshine Boy“ mit den „Unheard Studio Sessions &Demos 1971-1972“ niemand die Mühe gemacht hat, die Originale aufzutreiben oder die Mehrspur-Bänder neu abzumischen, wird beispielsweise „Delta Momma Blues“ in ziemlich bescheidener Klangqualität angeboten.

Um diesem Elend ein Ende zu bereiten, hat Gavin Lurssen für die Wiederveröffentlichung der beiden Platten von 1972 die Bänder so professionell und superb neu überspielt, dass man sie in bislang buchstäblich unerhörtem Wohlklang bewundern darf. Dagegen ist im Vergleich auch das Remastering, in dem Capitol die LPs 1996 auf einer CD zusammen schon mal wiederveröffentlicht hatte, von eher dürftiger Qualität.

Für „High, Low And In Between“ (****¿) hatte Townes Van Zandt mit „You Are Not Needed Now“,“To Live Is To Fly“ und „Two Hands“ Evergreens geschrieben, die auch Allzeitklassiker in seinem Bühnenrepertoire bleiben sollten. Nur um wenige Monate später für „The Late Great “ fast ein halbes Dutzend Songs nachzureichen, die zu seinen größten und nachmals beliebtesten gehören. Meisterlich gerieten ihm die Coverversionen (neben „Fraulein“ die von Guy Clark und Hank Williams). Dass Jack Clement die Aufnahmen – „Pancho & Lefty“ auch mit den Mariachi-Trompeten! – zudem nicht so geschmacklos überproduziert hatte wie notorisch manche früheren, darf man als glückliche Fügung betrachten. Nie schmachteten Pedal-Steel-Gitarre und Violine bei „If I Needed You“ klangschöner als auf dem Remastering hier. (Omnivore Recordings/Soulfood)

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