Townes Van Zandt :: Texas Rain

Der sagenumwobenen 60 Duette erster Teil mit Willie und Sir Doug

Townes wusste, dass er die Veröffentlichung dieser Aufnahmen nicht mehr erleben würde. Eines fernen Tages, pflegte er achselzuckend zu sagen, werde man sie zu Gehör bringen, diese Duette, „when I’m dead and gone“. Amerikas größter Song-Poet sah in seinen letzten Jahren manches nur durch einen Schleier aus Erinnerungen und Substanzen, doch war er Realist, was die legalistischen Aspekte dieser unter Van-Zandt-O-Philes längst legendären, wiewohl von kaum jemandem je gehörten Tracks betraf. Unzählige Lizenzen mussten erworben, ein Berg von Copyrights erklommen werden. Als schier unüberwindliche Hürde erwies sich Jeanene Van Zandt, Townes‘ Ex, der er im Scheidungskrieg kapitulierend seine Publishing-Rechte übereignet hatte. Realist war Townes stets auch, was die Verkäuflichkeit seiner Kunst betraf. Dass sich erst in seinen späten Jahren ein treues Publikum um ihn sammelte, gehört schon deshalb zu den ungelösten Rätseln der Songwriter-Annalen, weil es doch vornehmlich die frühen Songs sind, die heute als unsterbliche Klassiker gelten. Am Ende muss sich wohl jeder selbst fragen, ob er in den Siebzigern zu jung war oder zu dumm. Townes litt unter dem ihm lange unerklärlichen Missverhältnis zwischen den Elogen der Kritik und der Hochachtung, die ihm von Kollegen entgegengebracht wurde, einerseits, und seinem Scheitern am Markt.

Soweit die Präliminarien, ohne die das vorliegende Album und das dahinterstehende Konzept kaum verständlich wird. Es war Kevin Eggers, Townes‘ langjähriger Freund und Förderer, auf dessen Tomato Records etliche Platten des Texaners erschienen waren, der Ende der 80er Jahre obige Überlegungen anstellte und eine kühne Idee ausbrütete. Würde man den von Kennern gefeierten Back-Katalog noch mal neu aufnehmen und Townes jene Armada berühmter Sänger als Duett-Partner an die Seite stellen, die sich als seine Bewunderer zu erkennen gegeben hatten, dann, ja dann könnten diese Songs ohnegleichen vielleicht doch noch einen größeren Personenkreis erreichen. Townes zog mit – und Eggers unternahm über Jahre herkulische Anstrengungen, das ambitionierte Projekt zu stemmen. 60 (sechzig!) Aufnahmen entstanden unter seiner Ägide, Aufnahmen, die nur produktionstechnisch (zu) modern klingen, dramaturgisch und von den Arrangements her aber eindeutig die Firnis der frühen Schaffensphase tragen. Mehr als fünf Jahre kämpfte Eggers im Dickicht der Vertragsklauseln, jetzt endlich liegt das erste von fünf Alben vor.

„Texas Rain“ extrapoliert Townes‘ Wurzeln im Lone Star State. Doug Sahm und Augie Meyers rumoren mit, Freddy Fender macht den Mex, The Chromatics geben die Jordanaires und ein paar Ladies verdrehen uns den Kopf: Emmylou Harris, Kimmie Rhodes, Kathy Mattea. Keine Ausfälle, zwei Highlights: „Marie“ mit Willie Nelson und „Waitin‘ Around To Die“ mit Calvin Russell, beide würdevoll umgesetzt und fein orchestriert. Für den Frühsommer nächsten Jahres ist Teil 2 der Retrospektive angekündigt. „Van Zandt County“ wird das Album heißen und Townes Van Zandt u.a. im Duett mit Bob Dylan („For The Sake Of The Song“), Lyle Lovett („Flyin‘ Shoes“), Van Morrison („Snow Don’t Fall“) und Neil Young („Loretta“) bringen. Wenn nicht wieder etwas Unvorhergesehenes dazwischenkommt.

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