Tracy Bonham – Blink The Brightest
Die Bürde, aufrecht zu sein. So betitelte die junge Frau aus Oregon vorahnungsvoll ihr ’96er Debüt („The Burdens Of Being Upright“). Im Kielwasser von Alanis‘ „Jagged Little Pill“ sollte sie vor allem Dollars auf die Haben-Seite des Labels schaufeln, und brav rockte sie „Kisses“ oder „Sharks Can’t Sleep“, kassierte für den heißblütigen Kampfruf „Mother Mother“ zwei Grammy-Nominierungen, Verweise auf Liz Phair und Polly Harvey für ihre engagierte Performance und einen US-ROLLING STONE-Artikel unter der Überschrift „Simply The Best“.
Damals habe sie die Popindustrie als „notwendiges Übel“ erlebt, erklärte Tracy 2004 einem Fanzine und deutete an, warum das introspektivere zweite Werk „Down Here“ dann karrieremordende vier Jahre auf sich warten ließ: Differenzen mit der Firma und künstlerische Zielkonflikte. Seither ist sie independent – und genießt es. Album Nummer drei finanzierte Bonham aus dem Verkauf von 12 000 „Bee“-EPs bei einer Nordamerika-Tour mit der Blue Men Group. Und „Blink The Brightest“, reproduziert von Ex-Beck/R.E.M.-Drummer Joey Waronker und Greg Collins (U2, Matchbox 20), beweist schon mit der famosen Single „Something Beautiful“ das Potential der klassisch ausgebildeten Könnerin auf Violine, Piano, Keys, Gitarre und Vibes. Selbstbewußt zieht sie alle Register: Sie trägt in rockigem Kontext guttural und tiefresonant vor ( „I Was Born Without You“), ihr glücken Töne voller souliger Leichtigkeit („Whether You Fall“) und sanfte Balladen-Zärtlichkeit („All Thumbs“).
Ein solides Singer/Songwriter-Album, das, um wenige flauere Tracks gegen Ende erleichtert, noch viel konsistenter geworden wäre. „Meine bislang beste Arbeit“, sagt sie selbst Wir nehmen das mal auf die leichte Schulter. Existenzsicherung.