Train – Drops Ot Jupiter
Das wurde auch Zeit: Drei Jahre haben Train für ihr zweites Album gebraucht, drei Jahre, in denen das Quintett aus San Francisco mit langen Konzertreisen und Liedern auf Soundtracks zu Teenager-Soaps durch die zuvor mühsam geöffnete Tür zum großen Ruhm schlüpfte – die Single „Meet Virginia“, ein hymnischer Track aus MOR-Genügsamkeit und New-Rock-Melodramatik, hatte Amerika aufhorchen und Sänger Pat Monathan samt Kollegen aufs hohe Podest hieven lassen, und seither bemühten sich Train von dort aus um eine wachsende Zuhörerschaft.
Fürs zweite Album sollte nichts schief gehen: Mit Brendan O’Brien und Nick DiDa stellten Columbia Records ihren viel versprechenden Schützlingen gleich zwei Produzenten an die Seite, die derzeit als Erfolgsgaranten gelten. Sowohl O’Brien als auch DiDa sind Männer der direkten Emphase und des ungekünstelten, beizeiten recht groben Klangdesigns, und so würden sie wohl aufs Tonband bannen können, was sich in all den Monaten on the road an musikalischer Energie gesammelt hatte. Entsprechend tönen die elf neuen Lieder ganz unversteckt und ohne doppelte Böden. Train fahren, da stimmt der Bandname, auf allerlei traditionellen Musikvehikeln alle Stationen von Rockland USA ab, integrieren von reichlich klassischer Singer/Songwriter-Inbrunst bis vorsichtig beliehenen Alterna-Emphasen alles in die immer als Standard musizierten Allerweltsarrangements – und kommen am Ende nirgendwo an. Der Rock zu breit, das Sentiment zu simpel, die Emphasen zu nachgemacht, als dass sich das angedachte Charisma voll entfalten könnte.
Das ist nun aber vielleicht zuviel geschimpft – mit dem wuchtigen Opener „She’s On Fire“ und dem hübsch im Streicherkitsch schwelgenden „Something More“ sowie einigen anderen guten Momenten haben Train ja unbedingt schöne Musik im neuen Repertoire. Indes, das Mittelmaß dräut allerorts und legt sich wie eine muffige Decke über alles Gelungene, und so kommt zum Schluss nicht viel mehr raus als Tagesgeschäft fürs US-amerikanische Rock-Radio.