Trevor Horn – Produced

Als die Band Belle &. Sebastian neulich einmal schöne Geigen hatte, sagten sehr viele, das sei der gute Einfluss von Produzent Trevor Horn. Falsch. Ausgerechnet der Brillen-Brite, den man sich seit den 80ern als wirbelnden Kesselmeister und Hüter geheimer Formeln vorstellt, gehört nachweislich zu den Studio-Leuten, die am liebsten nur auf den Knopf drücken, wenn die Band gut vorbereitet ist So war das auch bei „The Lexicon Of Love“ von ABC, dem besten Album, das Horn je produziert hat: Anne Dudley von Art Of Noise programmierte Glöckchen, den Rest machten die Musiker.

Auf dieser Doppel-CD, die 30 von Horn betreute Stücke verschiedener Künstler, Labels und Jahrzehnte ausstellt, sagen deshalb die so genannten Retorten-Bands am meisten über seinen Stil aus, denn die konnten nichts alleine. Für Frankie Goes To Hollywood erfand er Techno, für Grace Jones baute er eine sonnige Lounge, tA.T.u. schenkte er einen Donnerbalken. Bei allem Respekt, Horn hat nie feinjustiert und irgendwas aus irgendwem herausgekitzelt – er hat Tracks gemacht, die im Radio lauter sein sollten als die anderen.

Raritäten sind nicht dabei, für jedes „Moments In Love“ von Art Of Noise kriegt man auch ein „Loneliest Star“ von Seal, und die Freude über „Left To My Own Devices“ von den Pet Shop Boys wird getrübt durch die Bestürzung, dass er „Belfast Child“ von den Simple Minds nicht verhindert und mit „Owner Of A Lonely Heart“ von Yes den Synthie-Wirbel populär gemacht hat, der in den 80ern Schlimmes anrichtete. Horns eigene Gruppe Buggles war übrigens toller als erinnert: „Video Killed The Radio Star“ soll man als Kunstwerk wiederhören.

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