Tricky :: Mixed Race

Nicht schwarz, nicht weiß: Tricky tanzt im flackernden Zwielicht.

Tricky, der „Knowle West Boy“ mit dem rachitischen Sprechgesang als Markenzeichen, nahm in seiner Jugend sowohl die Musik der vorwiegend von Schwarzen besuchten jamaikanischen Clubs wahr als auch – befeuert von seinen früheren Mitstreitern bei Massive Attack – die Tradition „weißer“ Rockmusik. Auf seinen Alben begegnen sich folgerichtig Ska und Rap, Trip-Hop und Jazz, Reggae und Rock. An den Erfolg seines Meisterwerks „Maxinquaye“ (1995) konnte er jedoch trotz oder gerade wegen seines experimentierfreudigen Ansatzes nie mehr anknüpfen. „Mixed Race“, das musikalisch mannigfaltig auf Trickys Herkunft verweist, bezeichnet er nun als sein Gangsta-Album, das freilich vorwiegend ohne die typischen Posen auskommt. Es handelt eher davon, welche Entscheidungen einen auf die schiefe Bahn bringen können – wie das dräuend jazzige und schlaftrunkene „Early Bird“.

Die sanfte Stimme von Frankey Riley sorgt für ein weitgehend harmonisches Klangbild. Mühelos trägt sie die erste Single „Murder Weapon“, eine grandiose Neufassung des alten Echo-Minott-Songs, über die Distanz. In „Really Real“, einer hintersinnigen Reflektion der illusionären Existenz als Star, gibt zudem Bobby Gillespie von Primal Scream ein prominentes Gastspiel. In Texas waren sich Tricky und er zufällig über den Weg gelaufen; der eine schrieb den Text, der andere die Melodie, und heraus kam am Ende dieser in Paris aufgenommene, ätherische Track. Überhaupt lässt sich konstatieren, dass Tricky diesmal Spannung und Tempo hoch hält. „Mixed Race“ ist zwar nur knapp eine halbe Stunde lang, dafür aber sehr dicht, abwechslungsreich, nervös flirrend und teilweise tanzbar – ein zwielichtiger Soundtrack voller gefährlicher Verlockungen. (Domino) Alexander Müller

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