Turin Brakes – Jack ln A Box
Während im UK bereits die übernächste Generation von Nextbigthings hochgejazzt wird, lebten sich Turin Brakes den Luxus, den Zirkus aus der Ferne zu beobachten. Dabei scheinen sie es mit der Entspanntheit ein wenig übertrieben zu haben, denn was die beiden Londoner auf ihrem dritten Album an schierer Bonhomie und Schluffigkeit aufbieten, an simpler Melodik und herzlicher Harmonik, macht zunächst wach, dann aber schläfrig.
Gleich der erste Track, „They Can’t Buy The Sunshine“, mit seinen trägen Folkpop-Licks und Stealers Wheel-Akkorden, stellt die Zeichen auf Versöhnung. Mit den Menschen, dem Wetter, der Welt an und für sich. Nicht so grenzwertig-emphatisch wie ihre zweite LP „Ether Song“ und weitaus optimistischer als ihr Debüt „The Optimist LP“, erweist sich „Jack In A Box“ als akustisches Toffee, als süße, süchtigmachende Verführung. „Head to toe, I’m infected by your love“, schmachtet Olly Knights. „Inch by inch, I’m chemically changed.“
Erst in Lied sechs, „Road To Nowhere“, reckt die Realität ihr häßliches Haupt und hinterläßt einer bitteren Nachgeschmack. Einmal, weil der Storysong aus der Sicht eines Neunjährigen vom Tod handelt, von haarlosen, knochigen Händen und einem langen Abschied. Zweitens, weil Zeilen wie „It seems everybody’s dying or curling up in pain/ It’s just a loser’s game“ nun mal nicht froh stimmen. Drittens aber, weil dies einer der schwächsten Songs des Albums ist: zu klischiert, zu larmoyant, zu altklug. Musikalisch sind Turin Brakes gewachsen. Gale Paridjanian spielt weniger Töne und wird nicht automatisch lauter, wenn der Text dringlicher wird. Eine neu gewonnene Souveränität, ein angenehmes Understatement. Das auch auf Knights vordem zum Pressen tendierenden Gesang abfärbt. Die Manierismen wie das bolaneske Tremolo sind noch da, etwa auf „Asleep With The Fireflies“, jedoch klug portioniert und mit leichter Ironie gewürzt. Subtil!