TWIN TOWN von Kevin Allen

In Wales gibt es Orte wie Clwb und das Kaff Swansea, das Dylan Thomas mit Sauftouren und in seinen Gedichten als „Friedhof der Ambitionen“ unsterblich machte. Häuser sind klein, oder man haust gleich im Bauwagen. Über all den bröckelnden Putz, die korrupten, koksenden Polizisten, die verarmten Bewohner und eine Bucht mit Stahlwerken herrscht Baulöwe Cartwright wie ein Sonnenkönig. Keine Moral, nirgends? Oh, doch! Als Cartwright den Gelegenheitsarbeiter Fatty Lewis ums Krankengeld prellt, vergeht ihm der Spaß am Kontostand: Erst muß sein Pudel dran glauben, dann wird es auch fiir Herrchen eng. Im Rachefeldzug von Lewis‘ Zwillingssöhnen Julian (Llyr Evans) undjeremy (Rhys Ifans) spielen Gewaltfreiheit und Anti-Drogen-Appelle keine Rolle. Aus ihrer Langeweile wird Wut, aus Wut wird Radikalität. Arm gegen reich. Es gibt keine Läuterung der badguys, kein besseres Leben für die goodguys; nur kurz ein Gefühl von Gerechtigkeit und ein Heldenbegräbnis fiir Vater Lewis, der von der Leiter fiel. Als er auf See bestattet wird, singt ein Männerchor „In the Summertime“. Ein Finale für gescheiterte Idealisten. Zumal „Trainspotting“-Regisseur Danny Boyle die wütende bad-taste-Komödie produzierte.

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