Ulf Erdmann Ziegler – Wilde Wiesen

Wilde Wiesen (Wallstein, 18 Euro) von Ulf Erdmann Ziegler schreitet die prägenden Orte der eigenen Biografie ab: die trostlose Neue-Heimat-Siedlung Einfeld, wo die Doppelhaushälfte der Eltern steht, das nahe Neumünster, in dem er das Gymnasium besucht, das Köln seiner Großeltern, das Berlin seiner Studienzeit und noch einige andere mehr. „Wilde Wiesen“ ist ein unordentliches, assoziatives, in der Chronologie ständig springendes und durch viele Auslassungen nicht immer leicht zugängliches Buch, dessen Struktur aber einleuchtet. Man kann dem Autor hier sozusagen bei der Erinnerungsarbeit über die Schulter blicken. Ziegler hat sich zunächst als Kunstjournalist einen Namen gemacht, und man merkt diesem Buch seine Profession deutlich an. Er beschreibt die Vergangenheit eher statisch, als Abfolge von Bildern, und nicht zuletzt mit ziemlicher Distanz. Der Autor imaginiert sich hier eben nicht als erlebendes Ich, sondern ist sich selber bereits Geschichte und somit ein Gegenstand der Reflexion. Etwas mehr narrative Energie hätte dem Buch ganz gut getan. Und auch sprachlich bleibt er einmal zu oft im Modus der Bildbetrachtung. All das hat dann aber auch wiederum einen poetologischen Hintergrund. Ziegler setzt hier eben nicht auf ein plumpes Einverständnis mit dem Leser durch die Zitation der gängigen Schibboleths und Zeitgeist-Stereotypen, er betont vielmehr die Differenz seiner Erfahrungen.

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