Underground von Emir Kusturica

Große Epen, die sich nicht scheuen, politische Aussagen in eine scheinbar populistische Form zu pressen, sind riskant und deshalb selten geworden. In Zeiten der political correctness kann man sich leicht im Ton und Stil vergreifen und jeder Film, der vorgegebenen Genres sprengt, ist ein Abenteuer.

Der Bosnier Kusturica („Time of The Gypsies“, „Arizona Dream“) haben nie filmische Regem gekümmert. Auch das knapp dreistündige Meisterwerk „Underground“ legt sich mit barocker Hybris quer. Belgrad 1941: Die Freunde und Genossen Marko (Miki Manojlovic) und Blacky (Lazar Ristovski) betreiben Waffenhandel und Goldschieberei während der deutschen Besatzung. Bei der Bombadierung des Zoos flüchtet Markos Bruder mit einem Affen in einen Keller, in dem sich Blacky und seine Frau nach einem gescheiterten Coup ebenfalls verstecken, um im Auftrag von Marko Waffen für die Partisanen zu produzieren. Auch nach der Befreiung durch die Alliierten läßt Marko, der sich inzwischen Blackys Geliebte (Mirjana Jokovic) geangelt hat, seine Freunde im Glauben, immer noch verfolgt zu werden. Bis 1961 haust Blacky im Untergrund – während Marko im Tito-Staat aufsteigt Dann sprengt der Schimpanse mit einer gebauten Granate die Mauern. Welche Ironie: Draußen wird gerade Blackys heldenhaftes Leben verfilmt, und dieser wähnt sich dabei wieder unter Nazis. 1991 ist das Land wieder zerstört der Bürgerkrieg tobt; und Marko betreibt weiter Drogenund Waffengeschäfte. Am Ende findet Kusturica mit einer überforderten Phantasmagorie zu einem paradiesischen, märchenhaften Finale.

„Underground“ ist ein Wunder des europäischen Films und erhielt zu Recht in Cannes die Goldene Palme – ein explosiver Rausch und pralles Epos.

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