Van Zant – Van Zant ll

Kein Quartal versickert im heißen Sand des Südens ohne eine Produktion aus dem Hause Van Zant, denn das birgt mit den Gebrüdern Johnny und Donnie allemal die gottverdammt ehrlichsten Schlangenhäute der Konföderation. Meistens musiziert man getrennt, in den Stammcombos Lynyrd Skynyrd und 38 Special, manchmal aber, wie jetzt schon zum zweiten Mal, tut man’s auch gemeinsam: der Einfachheit halber gleich unter dem Familiennamen.

Was Johnny zur Hausmusik bewogen hat, liegt auf der Hand: Endlich mal nicht in jedem Song gegen die drei Lynyrd Skynyrd-Heldengitarren anstinken müssen, die dann auch noch allesamt solieren wollen, endlich Ruhe im Karton! Bei Donnie fällt die Suche nach Gründen schon schwerer, denn er macht hier im Grunde nichts anderes als sowieso schon: süßlich-kuvertierten Southern-Pop, dessen fingerbreiter Schokoguss dick, aber nicht satt macht und der noch dazu so egal ist wie ein Heizlüfter in der Wüste.

Vor allem als die Stimmung im Keller war und es ziemlich melancholischmaulhängerisch zuging, hat man sich wohl daran erinnert, wo man gerade aufnimmt, und gleich eine ganze Batterie windelweicher Country-Streicher rekrutiert, die ja nichts anders können, als diesen eklen Nashville-Seim abzusondern, in dem die Balladen dann auch schwimmen wie in Milch. Aber irgendwann muss ihnen doch der Geist ihres großen Bruders Ronnie Van Zant, der Legende, erschienen sein und ermahnend mit dem Zeigefinger gewedelt haben, dann geht es wieder für eine Weile, dann besinnt man sich auf alte Tugenden, lässt einen quirligen Boogie losgaloppieren („Baby Get Blue“), fasst sich bei einem besinnlichen Country-Blues ganz unlarmoyant bei der Hand (Imagination“) und variiert einmal mehr, aber durchaus schmissig und gar nicht mal so platt, die alten Blues-Rock-Schemata.

Und wenn schließlich auch noch Kenny Wayne Shepherds räudige Gullyratte durch den Song huscht, immerhin zweimal, wird beinahe alles gut. Beinahe! Denn die drei Heldengitarren fehlen natürlich doch überall.