VELVET GOLDMINE – Soundtrack :: MOTOR MUSIC
Es ist ein hübscher und schlüssiger Gedanke in Todd Haynes‘ Kinofilm „Velvet Goldmine“, den schwulen Literaten und Dandy Oscar Wilde als Sproß von Außerirdischen zum Vater des Glam-Rock zu inthronisieren. Natürlich waren es Bowies „Spiders From Mars“, bis sie nach kurzer, aber heftiger Phase in den Annalen der Popkultur verschwanden. Doch war Glam nie tot, nur sein Gesicht hatte sich geändert. Auch deshalb ist der Soundtrack von „Velvet Goldmine“ kein Best-of-Glam-Ramschpaket oder Inspired-By-The-Movie-Marketingkonzept, denn die Beteiligten sind bereits inspiriert genug von der Exaltiertheit, dem melodramatischen Bombast, den großen Melodien und der lärmenden Emphase. Dafür muß man nicht Glitzerfummel tragen oder Gay sein.
Nicht alle Songs aus dem Film haben Platz auf dieser Platte gefunden, die besten aber sind es allemal und alle auch im Film zu hören – und manche der Musiker sogar zu sehen. Ewan McGregor singt als Alter ego von Iggy Pop dessen „T. V. Eye“ mit Mudhoneys Mark Arm, Gumballs Don Fleming, Ron Asheton von den Stooges, Thurston Moore sowie Mike Watt als Band The Wylde Rattz. Als The Venus In Furs spielen Suedes Bernard Butler und Jon Greenwood von Radiohead mit dem einstigen Roxy Music-Saxophonisten Bryan Ferrys wundersam maniriert-jubilierende Songdramen „2hb“, „Ladytron“ und „Bitter-sweet“. Am Mikrophon wechseln sich Paul Kimble, ehemals Grant Lee Buffalo, und Radioheads Melodramatiker Thom Yorke ab, und ein passendes Vexierspiel ist, daß man nur ahnt, wer von ihnen da gerade singt. Grant Lee Buffalo steuern ein Stück mit furiosen Pianoläufen bei, Brian Eno hat mit „Needle In The Camel’s Eye“ extra einen Stampfer verfaßt Natürlich fehlen auch Pulp nicht „We Are The Boys“ ist genuiner Glam, ein Brecher mit Bläsern und Jarvis Cockers himmelsstürmendem Gesang. Und Placebo covern mit „2Oth Century Boy“ das untypischste Stück von Marc Bolans T-Rex im Film symbolisch auf eiinem „Death Of Glitter“-Konzert.
Bei allen Referenzen, Anleihen, Zitaten und Andeutungen aber bilden Shudder To Think mit den Songs für die Ziggy Stardust-Figur im Film das Herzstück. „Ballad Of Maxwell Demon“ und „Hot One“ sind erhebende Oden mit fein abgestimmter Theatralik und opernhaften Popmelodien. Da wird sich Bowie, der ein ähnliches Projekt plant, ärgern.