VHS Or Beta – Bring On The Comets :: Tanzbarer Poprock aus Kentucky, zu beliebig und glattpoliert
Wenn sich ein Musiker dramatisch die Frage stellt: „Will ich Musik nur für wenige machen, oder möchte ich Lieder für die Welt schreiben?“, dann kennen wir die Antwort längst. Doch welche Musik ist heute noch mehrheitsfähig? Selbst im HipHop fallen die Geld-Schubkarren zunehmend kleiner aus. Wer sich VHS Or Beta nennt und tanzbaren Poprock im Stil der späten Achtziger spielt, muss schon aus Kentucky stammen, um noch an den großen Erfolg zu glauben. Seit zehn Jahren dreht sich diese Synthie-meets-Gitarren-Kirmes schon auf den Tanzfluren, ohne großen Innovationsschub. Es gibt einfach zu wenig, was LCD Soundsystem und andere nicht längst ausprobiert hätten.
VHS Or Beta haben sich mit „Bring On The Comets“ allerdings eher der Rock-Variante angenommen – ohne jemals den großartigen Furor von The Killers zu erreichen. Songs wie „We Could Be One“ sind dazu einfach zu brav, schielen mehr als nur dezent auf Radioeinsätze. Echo and The Bunnymen waren sicherlich ein Vorbild, doch hierfür fehlt das dunkle Drama. Das Quartett liebt angeblich auch den 90er-Jahre-Noise-Core von Melt Banana und natürlich auch Jedermanns-Darlings Sonic Youth. Man hört es den Songs nicht an.
Wenn in „Take lt Or Leave It“ eine melancholische Pedal Steel auftaucht, ist das eigentlich ganz hübsch, aber es wirkt auch ein wenig sinnlos. So, als hätte Produzent Brandon Mason gesagt: Hey, Jungs, lasst uns ins letzte Stück noch einen kleinen Effekt setzten, was Unerwartetes. Und so klingt es dann halt auch, so… produziert. „Can’t Believe A Single Word“ ist hymnisch, aber auch ein bisschen stumpf. „Love In My Pocket“ kann sich dagegen nicht so recht entscheiden, ob es eher zum Tanzen oder zum Trinken animieren möchte. Mir würde beides dazu wenig Freude machen.