Vic Chesnutt – Silver Lake :: Blue Rose

Vor einigen Jahren war Vic Chesnuit mit Lambchop auf Deutschland-Tour. Die Bühne stand – wie man das von Lambchop-Konzerten kennt – voller Musiker. Nur Vic Chesnutt konnte man da vorne in seinem Rollstuhl gar nicht mehr sehen.

Mit dem Album, das aus der Zusammenarbeit mit Lambchop entstand, „The Salesman and Bernadette“, war der Künstler, den wir unter dem Namen Vic Chesnutt verehrt hatten, verschwunden. Der Mann mit dem wundersam gepressten Gesang, der mit seinem VW-Bus durch die Lande reiste und nur zur Gitarre leicht manisch seine seltsamen Geschichten vortrug. Der Mann von „West Of Rome“, „Drunk“, „Is the Actor Happy?“ und „About To Choke“. Wir hatten ihn an Schönklang (Lambchop) und Muckertum (mit Widespread Panic als Brüte) verloren. Einzig das nur in den USA erschienene „Left To His Own Devices“ schien noch erwähnenswert: Hier war er, nur von ein paar Samples und Frau Tina am Bass begleitet, last wieder ganz der Alte. Chesnutt-Songs haben ihr eigene verquere Logik, jeder zusätzliche Musiker stört diese nur.

Nun ein neues Solo-Album, ohne die Hippies von Widespread Panic, aber trotzdem nicht der Vic Chesnutt, den wir lieben, sondern ein kleiner braver Junge mit Ballonmütze und Sonntagsanzug, Muckern und Schönklang-Fetischisten, mit Crosby, Stills & Nash-Harmoniegesang, Streichern und Holzbläsern gar. Ein Sound wie in Watte.

Songs kann er natürlich immer noch schreiben wie kaum ein Anderer, auch wenn man beim albernen „Girls Say“ so seine Zweifel hat. So hat „Silver Lake“ seine Momente, das bewegende „Fa-Ia-Ia“ mit Beatles-Harmonien und „Strawberry Fields Forever“-Coda, die Mundharmonika in „2nd Floor“, das wundervolle „Styrofoam“, das lässige „In My Way, Yes“. In „Band Camp“, das sehr an Paul Simon erinnert singt er: „Well, the first time I ever laid my eyes on you/ Was my first year at marching band camp/ You never played the part as it was written.“ Ach, würde Vic Chesnutt das doch auch wieder tun. So lange hören wir „Latent/ Blatent“.

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