VICTORIA WILLIAMS – Musings Of A Creek Dipper :: ATLANTIC/TIS

Victoria, das Naturkind: In der kalifornischen Wüste hat sie jetzt ihr Nest gebaut, zwischen Coyoten und Klapperschlangen. Und die Badewanne steht mitten in der Pläne rum. Vom Innersleeve lacht uns eine dicke Sonnenblume entgegen, die Sonnenuhr gleich daneben zeigt kurz vor zwölf an.

Was zur absolut naheliegenden Assoziation fuhren muß, daß Williams‘ Major-Label-Zeit demnächst wieder mal ablaufen könnte. Oder zählt sie bereits zu den Künstlerinnen, die man aus Prestige-Gründen unter Vertrag hat? Die hiesige Filiale jedenfalls hat schon auf Durchzug (Import!) geschaltet, während die US-Mutterfirma mitansehen mußte, daß der Williams-Tribute „Sweet Relief (bei einer anderen Company) dann doch mehr verkaufte als alle drei Studio-Alben der Frau aus Louisiana zusammen.

Verglichen mit „Musings Of A Creek Dipper“ klang selbst noch der kommerziell gefloppte Vorgänger „Loose“ (1994) wie ein einziges Hit-Fest. Seltsam entrückt und dabei doch geerdet, gleitet das Phrasierungswunder Williams durch die verwinkelten Vignetten und Miniaturen ihres desert wonderltmd. Trina Shoemaker, die zuletzt Sheryl Crow aus der Patsche half, produzierte manchmal opulent, meist zurückhaltend, jedenfalls mit genauem Blick für Arrangement-Details. Könner wie Greg Leisz und die Prince-Gefahrtinnen Wendy 8C Lisa lebten ihren Beitrag.

Und was besingt ein Naturkind? Na klar: Wundersame nächtliche Tier-Rendezvous („Kashmir’s Com“), allergische Jungs und diverse Vögel, Regenmacher, den Opa im Kornfeld (Message: Ein paar Pflichten können nicht schaden!), Friedhofsbesuche, schlafbringenden Eukalyptus. Hier rattern Kulturpessimismus und der Aufbruch ins Solarzeitalter als „Train Song“ Hand in Hand! Das soll der Hit werden. Na ja.

Es ist ja ziemlich leicht hier, sich lustig zu machen – über Naivität, Naturverbrämung, „Weltabgewandtheit“ etc. Aber ist es nicht doch auch ein kleines Wunder, wie Williams mit vermeintlichen Banalitäten und Alltäglichkeiten eine Kommunikation in Gang setzt, die bisweilen durchaus metaphysische Dimensionen erreicht? Just listen close enough.

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