Vinyl

The Beatles – The Savage Young Beatles (Get back)

Nun ja, savage waren die Beatles nie. Auch nicht in ihrer wildesten Phase, bevor die Haare nach vorne gekämmt wurden. In eklatantem Widerspruch zum LP-Titel sprechen die Linernotes denn auch treffend von einem „set of fairly tame covers of popular and rock standards“. Die Aufnahmen datieren vom Mai 1961, entstanden in Hamburg, und die Beatles fungieren als Backing Band für ihren Landsmann Tony Sheridan. Gemeinsam werkelt man sich anständig durch Gassenhauer wie „What’d I Say“ und „Sweet Georgia Brown“. Die Live-Version von „Ya Ya“ klingt kühl neben Joey Dees fiebriger Fassung, und auch „Ruby Baby“ verblasst neben Dions Original. Hübsch gelungen dagegen ist der Pseudo-DooWop von „Why“ und „If You Love Me, Baby“, das Sheridan als (freilich unfreiwillige) Elvis-Persiflage präsentiert. „Cry For A Shadow“, ein Instrumental auf halbem Wege zwischen Shadows-Twang und Beat-Klopfer, wird dem Autorengespann Lennon/Harrison zugeschrieben, Pete Best trommelt unauffällig, also gut, und McCartneys Bass passt zum damals konventionellen Klangbild. Exzellent sind Foldout-Cover, Liner Notes und 180g-Pressung. Für Fans und Historiker. 3,0

Merrell & The Exiles – Wild In The Desert (Deecee/Lance)

Merrell Fankhausers kalifornische Band The Exiles stand auf diesen Cuts der Jahre 1964-66 noch ganz unter dem Eindruck des US-Rock&Roll der Fifties. Die britische Invasion hatte wohl erste Spuren hinterlassen und etwa auf „Let Me Go“ in forschem Merseybeat ihren Niederschlag gefunden, doch ist das Material generell weniger Beatinformiert als Highschool-Rock-tradiert. „Send Me Your Love“ hat wie „Run Baby Run“ Del-Shannon-Obertöne, Buddy Hollys „Rave On“ wird eher schüchtern gecovert Red Wax. 3,0

Merrell Fankhauser – Return To Mu (Deecee/Lance)

Letzteres gilt auch für diese Edition Fankhauserscher Musik progressiver, transpazifischer Orientierung. California meets Hawaii, Südsee-Kitsch kollidiert mit Theosophen-Tantras, Ozeanwellen verschmelzen mit Flöten. Klingt schlimmer als es ist. Ein paar Songs sind auf verbissene Art nett, manche Sounds so weichgespült, dass es schon wieder eine Art hat.2,0

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