Vinyl
Elvis Presley The Sun Singles (RCA/Castle/Edel Contraire)
„Digitally remastered“ verkündet ein Sticker auf der Singles-Box. Ein Schlag ins Kontor des aufrechten Analogikers. Als würde die Speisekarte eines vegetarischen Restaurants damit renommieren, dass der Küchenchef auf Schweineschmalz schwört. So sind sie halt, die Verweser des Elvis-Nachlasses. Wer die Lizenz zum Gelddrucken hat, schert sich nicht um Werte wie Klang-Authentizität. Dabei ist die Idee, Replicas der legendären 45s möglichst originalgetreu zugänglich zu machen, eine exzellente. Dazu eine repräsentative Box, eine EP mit weiteren vier Sun-Aufnahmen des King, sowie ein Essay zu Hintergrund und Historizität Absolut gelungen. Hätte man bei der Sound-Reproduktion auf den digitalen Schredder verzichtet, wäre dies etwas Rares: ein vorbildliches Reissue. Die Originale sind ja längst ultrarar und überdies unerschwinglich. Zur Musik muss man keine großen Worte mehr machen. Memphis, Juli ’34 bis Juli ’55. „That’s Alright Mama“ bis „Mystery Train“. „5 Singles that changed the world“, konstatiert das Cover. Wahl wahr. Billig freilich ist die Box nicht mit rund 150 Mark. Eine Teilauflage erscheint in gelbem Vinyl. Musik 5,0 Box 3,0
Elvis Presley- That’s The Way It Is (RCA/Castle/Edel Contraire)
Aus demselben Hause, wieder digital nachbearbeitet, doch nicht den Anfang der Karriere des King dokumentierend, sondern dessen trauriges, musikalisch beklemmendes Ende. Die auf 5 LPs geparkten 66 Aufnahmen des denkwürdigen Elvis-Jahres 1970, live vor Publikum oder beim Proben entstanden (davon 45 bislang unveröffentlicht), sind beides: Energieleistung und vorweggenommener Epilog. Vom letzten Hoch der Jahre 1968 und 1969, von „Guitar Man“ und „Suspicious Minds“, vom Southern Soul und dem fulminanten NBC-TV-Special hinein in die Glitzerwelt von Las Vegas. „That’s The Way It Is“ legt beredt Zeugnis ab von stimmlicher Potenz, musikalischer Ambivalenz und einer Gemütsverfassung des Jahrhundertmanns, die zwischen generös und launig changiert. Die vielen Höhepunkte sollen nicht unerwähnt bleiben. „Make The World Go Away“ oder „Mary In The Morning“ sind Beispiele interpretatorischer Brillanz. Ca. 200 Mark. Musik 3,0, Box 4,0