Vinyl VON WOLFGANG DOEBELING

The McCoys

Hang On Sloopy (GET BACK/C A RGO) Benannt nach einem Ventures-Tune, machte das Beat-Quartett aus Indiana nur ein einziges Mal Furore, und das gleich mit ihrer ersten Single: „Hang On Sloopy“ geriet zum globalen Party-Stomper. Die eilig zusammengeschusterte Debüt-LP für das Bang Label machte 1965 indes kaum Eindruck, obwohl sie aus heutiger Sicht ein paar feine period pieces beinhaltet. Der mittlere Westen rockte halt noch gebremst. Danach schrieben die McCoys nur noch Fußnoten. 1968, mit ihrem Underground-Versuch Jnfinite McCoys“. Und post mortem, als sich ihr Lead-Sänger Rick Zehringer in Derringer umtaufte und den US-Kids wohlfeilen BluesRock verkaufte, im Tandem mit den Albino-Brüdern Winter zunächst, später solo. 3,0

Moondog

Moondog (COLUMBIA MASTERWORKS!

Louis Hardin aka Moondog, geboren 1916 in Kansas, starb am 8. September 1999 in Münster. Gut 30 Jahre lang lebte der unklassifizierbare Komponist als Straßenmusikant, Beat-Poet und New brker Kunst-Unikum. Seit seinem 16. Lebensjahr blind, studierte Hardin Violine, Viola und Piano am Konservatorium, freundete sich mit Toscanini und Bernstein an, deren Proben er regelmäßig besuchte, und begann Mitte der 40er Jahre, Manhattans Straßen und Plätze mit seiner Präsenz zu beleben. Und mit seiner Musik, die ebenso von Bebop wie von Stravinsky beeinflusst wan von den Rhythmen eines Charles Ives wie vom schrulligen Instrumentarium eines Harry Partch. Auch Hardin kreierte Musikinstrumente, schrieb Gedichte, machte skurrile Platten, stets über Kreuz mit der Konsumgesellschaft. Also halb im Verborgenen. Bis 1969 der Jazz-Rock-Fex James Guercio die hohen Herren von Columbia überredete, ihn Moondogs orchestrale Kompositionen aufnehmen zu lassen. Die aus diesen längst legendären Sessions resultierende LP titeis „Moondog“ gehörte zu den aufregendsten, bewegendsten und verwegensten jenes Jahres. Sinfonische Miniaturen, die trotz unorthodoxer Taktgebung magische Kraft entfalten, Streicher-Parts wie Kanons, Holzbläser delikat wie bei Nelson Riddle. „Stamping Ground“ geht mächtig in die Beine, „Witch Of Endor“ fesselt durch mystische Motive, „Lameni ist ebendas, geschrieben am Tag, als Charlie Parker starb. Musik voller Tragik und Komik. Moondog, rezitativ, verschmitzt, ein Wortspiel nur am Ende von „Theme“, aber: aberwitzig. Wundervolles Album. 4,0

Fred Neil

Fred Neil (CAPITOL/EMI) Musste erst sterben, der Flonda-Folk-Eremit, bevor seine Scheiben wieder so vorliegen, wie sie realisiert wurden: analog. „Fred Neil“ birgt die Liebeserklärung „The Dolphins“, Ende der Sixties von Linda Ronstadt einem größeren Publikum ans Herz gelegt Ferner Neils besten Song „Everybody’s Talkin 1 „, einst von Nilsson ingeniös interpretiert. Und „Badi-Da“, neulich von Mark Lanegan wieder zu Gehör gebracht. AI „The Owl“ Wilson bläst die Harmonica, Nick „Beach Boy“ Venet produzierte. Das Jahr: 1966. 4,0 Ned Kelly (MGM/SIMPLY VINYL) Tony Richardsons Film über den Aussie-Outlaw Ned Kelly ist besser als sein Ruf, der Soundtrack stellenweise exzellent Mick Jagger nölt das Folk-Lament mit Ernst, zum frugalen Klang einer Flöte. Die anderen, sämtlich von Shel Silverstein geschriebenen Songs kommen aus den berufenen, Moritat-geübten Mündern von Waylon Jennings und Kris Kristofferson. Schurken, Überfälle, Schießereien, Galgen und Witwen sind ja durchaus Western-konforme Themen. 3,5

Pixies

Pixies (COOKING V I N Y L/l N D IGO) Das offizielle Debüt-Album der Pixies hieß“ Come On Pilgrim „und beinhaltete acht Tracks einer Session, die im März ’87 in Boston über die Bühne ging. Tatsächlich entstanden seinerzeit aber 17 Aufnahmen, die restlichen neun kommen nun hier zu Ehren. Darunter Stücke, die seither von den Pixies für spätere LPs neu produziert wurden, wie „Broken Face“ oder „Break My Body“. Im College-Sound der Prä-Grunge-Ara, spitz & spartanisch. 3,0

Portishead

Dummy (S I MPLY VINYL) Die Bristol-Melancholiker mit dem Trip-Hop-Klassiker schlechthin, wiewohl die besseren Songs mehrheitlich auf der zweiten Portishead-LP zu finden sind. „Dum my“ evoziert das Aufbruchsjahr 1994 wie sonst nur nodi“DefinitelyMaybe“, dabei zielte GeoffBarrows relativ bescheidene Ambition nur darauf, „a decent place in people’s record collections“ zu ergattern. Wer diese stupende Mixtur aus Torch, Blues, Jazz, Pop und HipHop damals noch nicht kapierte, kann, nein: sollte das jetzt endlich nachholen. 4,0

Ryan Adams

Heartbreaker (COOKING VINYL/INDIGO) Fünf Monate brauchten die Trantüten bei Lost Highway, bis sie im Frühjahr „Gold“ auf Vinyl in die Läden brachten. Eine fünfmal längere Leitung erlaubte Cooking Vinyl erst jetzt, den Vorläufer „Heartbreaker“ aus seinem digitalen Plastikschrott-Gefangnis zu befreien. Besser spät als nie. 4,0

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