Waking Life, Regie: Richard Linklater :: (Start 4.7.)

Viel abverlangt hat Richard Linklater seinen Schauspielern meist nicht – nur die immense Textmenge musste präzise gelernt und vorgegtragen werden. Nun hat er den Darstellern sogar noch den letzten mimischen Ausdruck genommen, indem er zuvor die mit digitaler Videokamera gefilmten Szenen vom Computerkünstler Bob Sabiston zum Zeichentrickfilm überpinseln ließ. Dem Experiment wird ein revolutionärer Rang beigemessen. So kam Linklater dieses Jahr in der erstmaligen Kategorie Animationsfilm kurioserweise zu einer Oscar-Nominierung. Obwohl die Bewegungsabläufe exakt erhalten bleiben, ist die Faszination für diesen Zwitter allerdings schnell vorüber, ja wirken die fluiden, stark flackernden Farben ermüdend. Ein Effekt, der immerhin ungewollt das Thema vom luziden Träumen illustriert. Wiley Wiggins aus „Dazed And Confused“ spielt einen namenlosen Charakter, der wie in „Slacker“ durch die Stadt schlurft. Er fragt sich, ob er wach ist oder schlafwandelt, erhält als Antwort von Freunden (darunter Julie Delpy und Ethan Hawke aus „Before Sunrise“, Steven Soderbergh und Linklater selbst) aber nur Analysen über Gesellschaft, Reinkarnation und Evolution. Die Schwindel erregende Dauerrhetorik ist zum Teil brillant, mit geschlossenen Augen als Hörspiel aber genießbarer.

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