Wanda Jackson :: The Party Ain’t Over

Jack White begräbt die Rockabilly-Queen unter irrwitzigen Sounds.

Die Sause geht also noch weiter für die 73-jährige Rockabilly-Queen aus Oklahoma. Schade nur, dass Wanda Jackson auf ihrer eigenen Party zu oft nicht die Hauptattraktion sein darf. Die Verantwortung dafür trägt zweifellos der Mann, der die Veranstaltung in seinem Studio in Nashville ausrichten durfte.

Offenbar noch besoffen von seiner geglückten Revitalisierungskampagne für Loretta Lynn, begräbt Produzent Jack White die nächste grande dame des ewigen American-Music-Kanons unter Tonnen von Overdrive und Reverb, hyperventilierenden Bläsern und Gitarren-Soli, die wohl irrwitzig sein sollen, allein den Witz oft vermissen lassen. Nicht lustig auch, dass White glaubt, die noch immer ziemlich prächtig knurrende und krächzende Jackson auch durch den Effektekakao ziehen zu müssen, wie gleich zum Auftakt im Johnny-Kidd-Kracher „Shakin‘ All Over“.

Dabei geht das Repertoire schon in Ordnung. Es ist die erwartbare Mixtur aus aufpolierten Trad-Perlen von etwa Harlan Howard („Busted“), Hank Williams („Dust On The Bible“) und Eddie Cochran („Nervous Breakdown“), Schlenkern zu besoffenem Calypso („Rum And Coca Cola“), countryfizierter Tin Pan Alley („Teach Me Tonight“) und neuen Wahlverwandtschaften. Bob Dylan persönlich wählte seinen Parforce-Ritt „Thunder On The Mountain“ als Vorlage für Jackson. Und selbst in den Spuren von Amy Winehouse wirkt sie mit „You Know I’m No Good“ nie so, als buhle sie nur verzweifelt um jüngere Kundschaft. Doch wer Wanda Jackson so pur wie möglich will, muss bis zum Schluss der freilich nicht allzu langen Party ausharren. Da interpretiert sie Jimmie Rodgers‘ „Blue Yodel #6“ nur zur Akustik-Gitarre und kann sich so mal vom Matchplan ihres Coachs befreien. Der ist – würde es jetzt in der Sportberichterstattung heißen – wohl eindeutig „übermotiviert“ ans Werk gegangen. (Nonesuch/Warner) Jörg Feyer

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