We Were Here :: Das Londoner Duo zieht seinem tollen Folkpop neue Seiten auf

Um es gleich vorwegzunehmen: „We Were Here“ ist nach poptheoretischen Maßstäben eine Langweiler-Platte, weil sie keine Oberflächen bietet, an denen man sich abarbeiten kann. Wer sich jedoch traut, den Kopf aus der Kulturphilosophiestube zu stecken, der wird beim Folkpop von Turin Brakes einen wahren Frischluftschock erleben.

„Time And Money“ ist denn auch der zwingende „Out On The Weekend“-Auftakt. Olly Knights und Gale Paridjanian spielen wieder auf eine Weise Gitarre, wie man sie selten hört im style-verpeilten Indie-Rock-Sektor: reduziert und zugleich virtuos. Und Knights wirft noch einmal alles in seine verknatschte Stimme, jammert, fleht, dass Fran Healy und James Walsh eigentlich vor Neid erröten müssten, wenn ihnen nicht eh schon längst egal wäre, was die Konkurrenz so treibt.

Doch Turin Brakes wagen auch neue Töne. „Blindsided Again“ etwa zieht das große Pink-Floyd-Panorama von „Shine On You Crazy Diamond“ auf, Streicher tragen den Song davon, bis er schließlich an einem Himmel aus Bottleneck-Irrlichtern furios verglüht. „Part Of The World“ erdet das Album kurzzeitig mit Jayhawks-Country, „Guess You Heard“ erinnert mit fluffig-dezenten Bläsersätzen an „Country Mouse City House“ von Josh Rouse. „Sleeper“ und „Inbetween“ haben gar die Wucht und Verve der besten Frankie-Miller-Songs. Dagegen wirken andere Akustik-Duos wie hoffnungslose Straßenmusikanten.

(Cooking Vinyl/Indigo) MAX GÖSCHE

Tired Pony

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