Ween – Shinola Vol. 1

Das Schönste ist natürlich, wenn man über einen Witz gar nicht erst lachen muß, sondern ihn gleich als ein Stück gelungener Literatur goutieren kann. Womit man schon bei den beiden Scherzkeksen von Ween wäre, also diese beiden Buben, die einfach aus der Hüfte eine Bubblegum-Nummer heraushauen können, die aber – in ihre Einzelteile zerlegt – ein genauso komplex konstruiertes Modell ist wie die verzwickten Artrock-Etüden, die Ween auch im Repertoire haben.

Dazu kommen Überlegungen zum Blues als Electronic Body Music und Powerpop als Powerpop, Funk und Balladen im großherzigen 10cc-Format: All diese Sachen finden sich auf „Shinola Vol.1“, dem neuen Album der beiden Alias-Brüder Dean und Gene Ween aus den Tiefen Pennsylvanias. Einfach etliche der Titel wurden hier versammelt, die auf den vorigen Platten des Duos keinen rechten Platz gefunden haben. Wenn man also will, der Abfall, neu zusammengekehrt. Was aber eher ein Vorteil ist, weil so nicht konzeptmäßig nur ein musikalisches Genre allein durchgekaut wird, sondern ein Abwechslungsreichtum lockt, mit dem Ween ungezwungen durch die Musikgeschichte joggen.

Dabei betreiben sie eine Art negativer Archäologie, bei der sorgfältig alle Spuren verwischt werden. Das klingt schon in allen Ecken des Albums nach den Enden, die anderswo zurückgelassen wurden. Wobei man im Fall von Ween nicht wirklich von Vorbildern sprechen will. Es handelt sich eben nicht um Rekonstruktionen von irgendwelchen historischen Modellen, sondern nur um Simulationen von Stimmungen.

Das Schöne an dem „Shinola“-Extrakt ist dabei, daß Ween dieses Mal gar nicht mehr sonderlich ihre Spaße damit treiben wollen. Ein weiterer Schritt hin zum gut gebauten Song als bereits gelungene Pointe.

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