Westbam :: A Love Story 89-10
Umfassende Karriere-Anthologie des deutschen Techno-Pioniers
Seinen Abschied von der Loveparade hatte Westbam aka Maximilian Lenz lange vor dem Duisburger Umzug verkündet. Zum letzten Mal wollte er bei dem Großereignis auflegen, das er wie kein zweiter DJ von Anfang an begleitet und mitgeprägt hat – dass es so ein Abschied werden sollte, hatte niemand ahnen können.
Die klug zusammengestellte 3-CD-Box „A Love Story 89-10“ erschien bereits vor der Katastrophe und macht noch einmal deutlich, warum Westbam nicht nur einer der Pioniere und Stichwortgeber („Raving Society“) des Technohouse-Genres gewesen ist, sondern auch einer der interessantesten Protagonisten und Innovatoren. In knapp neun Stunden wird ein Bogen von den Club-Anfängen über die „Hymnen“ der Parade bis zu den „Love Sounds 3000“ gespannt. Westbam, das ist keine selbstverliebte Minimal-Diät, sondern der Sound und das Leben für den Dancefloor.
Keine Angst vor dem Schuss Pathos für den gegebenen Anlass zeigt er auf CD 1 mit den Paraden-„Anthems“ wie „United States Of Love“ oder „One World One Future“, bei denen Siegessäulen-Veteranen heute noch Gänsehaut bekommen. Alte Klassiker wie der Break Boys Hit „My House Is Your House“ und neue Klassiker wie „Sky And Sand“ von den Kalkbrenner-Brüdern ergänzen die Liste kongenial.
CD 2 bringt neue Westbam-Tracks wie „Escalate“, aber auch Dennis Ferrers satten Vocal-House-Track „Hey Hey“ und damit die Hoffnung, dass die „elektronische Volksmusik“ (Kraftwerk) ihre Dürre-Zeit überstanden hat. Die „Original Feelings“ auf CD 3 erzählen von der kindlichen Experimentierfreude der frühen Jahre beim Mixen des neuen Sounds. Wir blättern durch das mit Liebeszitaten gespickte umfangreiche Booklet, wir hören den von Oasis inspirierten Titel „Don’t Look Back In Anger“ und denken: Never. Love rules. (Kontor) Rainer Schmidt