Where Does This Door Go :: Verführer alter Schule: elegante Motown-und Seventies-Sounds
Eine ausgestopfte Eule auf der Schulter, kitschige Klamotten am Körper und dann diese geheimnisvoll erleuchtete Tür, aus der sich zu allem Überfluss auch noch ein Seil hervorschlängelt: Mayer Hawthorne liebt es, dick aufzutragen -nicht nur auf dem Cover seines vierten Albums. Wenn er eine Frau verführen möchte – und darum geht es in den meisten seiner Songs -, dann macht er es nur selten unter: „I gotta be your cheap back seat lover, cruising down the street to nowhere“. Dazu rollt er dann einen derart funky federnden Teppich aus eleganten Backing Vocals, dezentem E-Piano-Läufen, geschmackssicheren E-Gitarren-Licks und raffinierten Rhythmen aus, dass vermutlich jedes weibliche Wesen die Straße nach Nirgendwo mit ihm herunter fahren würde. Auch wenn Steely Dan das alles schon viel früher gemacht haben. Mayer Hawthorne weiß das natürlich. Aber er liebt halt den Sound des späten Motown, den musikalischen Reichtum der Siebziger, wo man für eine anständige Pop-Single noch ein komplettes Orchester ins Studio bestellt hat. „The Innocent“ zeugt aber auch von einer gehörigen Bewunderung für die elegante Slickness von Hall &Oates: „She’s got it/ And you want it/The Innocent“ – die Unschuld als Fetisch in einer Zeit der Kälte. Ganz schön abgeschmackt, sicher, aber man glaubt es trotzdem gern, wenn es von einer so geschmeidigen, aber nie glatten Stimme gesungen wird.
Mit seinem letzten Album „How Do You Do“ gab Mayor Hawthorne noch eher den zwischen seidenen Laken gefangenen sanften Helden. „Where Does This Door Go“ zielt nun eher auf kultivierte Dancefloors, auf denen gut gekleidete Erwachsene, mit gut gemixten Drinks in den Händen, einander langsam näher kommen. „Wine Glass Woman“ ist dafür ein gutes Beispiel. Pharrell Williams hat diese dezente Old-School-Disco-Nummer in gewohnter Eleganz produziert und ein paar weitere Tracks dazu. Ebenso unvermeidlich ist zur Zeit auch Kendrick Lamar, der in „Crime“ die verbindende Kraft des Tanzens beschwört.
Schönes Album, das einem vielleicht nichts Neues verrät, dafür aber das Alte aufs Wunderbarste zum Leuchten bringt. (Universal)