White Lies To Lose My Life

Ausgerechnet im Darwin-Jahr gelang britischen Forschern ein außergewöhnliches Experiment: Nach verschiedenen Evolutionsstadien — Sie erinnern sich an Interpol und die Editors?—konnte einer ursprünglich zerklüfteten, kargen Verzweiflungsmusik endgültig der letzte Rest konsumentenfeindlicher Miesepetrigkeit ausgetrieben werden.

Anders ausgedrückt: Die Londoner Band White Lies überführt das Erbe von Bands wie Joy Division ohne jedes Schamgefühl in eine Art modernen Heldenrock.

Folgerichtig erstrahlt „To Lose My Life“ in antiseptischem Glamour-Goth-Glanz mit den genreüblichen Texten über „Mord, Wahnsinn, Rache, Todesfälle und Liebe“ (Platteninfo) – die hier freilich bestenfalls als harmlose Folklore zu verstehen sind. Nicht falsch verstehen: Natürlich sind sämtliche White Lies-Songs handwerklich absolut einwandfrei, furchtbar eingängig, und die jungen Leute finden’s jetzt schon alle toll. Treffliche Gebrauchsmusik, die ganz wunderbar funktioniert, ist das in der Tat, und um sich dem Charme des Titelsongs oder von „Death“ zu entziehen, bedarf es einer gewissen Willensanstrengung. Wir empfehlen an dieser Stelle, ihnen das ekelhaft klebrige „Fairwell To The Fairground“ gegenüberzustellen. Könnte von jeder beliebigen Achtziger Hardrock-Band sein— und tatsächlich bedient sich der so genannte Indie-Rock inzwischen ja weitgehend haltungsfrei einer durchaus vergleichbaren Attitüde. Nur die Mode hat sich halt geändert. Das leider extrem an Ultravox‘ „Vienna“ erinnernde „Nothing To Hide“ wäre dieser Theorie folgend die moderne Version der Power-Ballade.

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