Will Eisners Spirit-Archive

„Will Eisners Spirit-Archive“, die liebevolle, sehr splendide, nicht genug zu lobende Werkausgabe dieses Comic-Klassikers ist mittlerweile bei Band 12 angelangt, dem ersten Halbjahr des Jahres 1946. Eisner wurde frisch aus der Army entlassen, wo er mit Postern und Lehrcomics die Wehrkraft gestärkt und seinen Stil verfeinert hatte, und konnte sich wieder auf seinen Helden Denny Colt konzentrieren. Eisner perfektioniert hier seine wegweisende Kunst der Auftaktillustration, die virtuos die Titelschriftzüge als umherfliegende Papierfetzen, Wolkenformationen, Plakatwerbung etc. – ins jeweilige Sujet integriert. Die Stories sind manchmal abstrus, hanebüchen unmotiviert, trivial und nehmen eine allzu entschiedene Richtung ins volkspädagogische, wir befinden uns hier eben noch im Pennälerstadium des Genres, zudem zeigen bei einem wöchentlichen Publikationsturnus auch kleinere Formtiefs sofort ihre Wirkung. Doch dann ist man wieder überrascht, wie originell und innovativ und auch wie grandios Eisner schon damals war. Etwa wenn er die Crime Story um den Spirit fast zur Nebensache macht, um den Blick auf das traurige Schicksal eines wackeren Paketboten zu lenken, der zufällig und schuldlos auf der Strecke bleibt. Eine wohlkalkulierte, großartig inszenierte Comic-Meditation über die conditio humana der Angestellten und Arbeiter ist das, die seine frühe Meisterschaft unter Beweis stellt. (49 Euro pro Band)

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