William S. Burroughs, Jack Kerouac – Und die Nilpferde kochten in ihren Becken

Burroughs und Kerouac waren Dichter in Wartestellung, als sich 1945 innerhalb ihrer losen New Yorker Studentenclique ein veritabler Mord ereignete. Luden Carr, ein bisexueller Jüngling, hatte genug von den Avancen und Nachstellungen seines schwulen Kumpels David Kammerer und erstach ihn im Suff. Der „Columbia-Mord“ wurde später interpretiert als Gründungsritual, das „die Beats gebar“. Das ist zwar Unsinn, immerhin jedoch animierte der halbwegs spektakuläre Stoff zwei der späteren Stars zu ihrem ersten Roman.

Die Struktur ist nicht unambitioniert, Burroughs/Kerouac führen zwei Ich-Erzähler ein, die sich kapitelweise abwechseln. Dennoch biss kein Verlag an, obwohl vor allem Kerouac auch Jahrzehnte später immer wieder Versuche unternahm, das Manuskript zu veröffentlichen. Man kann die abwinkenden Lektoren durchaus verstehen: Das ist sprachlich noch alles sehr konventionell, weder Burroughs Drogen-Surrealismus noch Kerouacs hastig-verschlampte Exaltiertheiten liest man hier, nicht mal Ansätze davon. Die beiden protokollieren brav ihre mal mehr, mal weniger wilden Aktivitäten: nächtliche Kneipenzüge, Diskussionen, Streitereien, Fummeleien, Gelegenheitsjobs und dann schließlich, völlig undramatisch, den Mord im Affekt.

Die Autoren sind offenbar viel zu nah dran, um ihren Stoff formal wirklich bewältigen zu können. Literarisch ist das Buch nicht der Rede wert, als Dokument der Konstitutionsphase der Beats unschätzbar. (17,90 Euro)

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