William Topley – Black River

Es gibt Stimmen, für die stehst du nachts um vier auf. Als Topley in England ausatmete, flogen in den USA bei Producer-Legende Barry Beckett die Notenblätter vom Tisch. Vor rund fünf Jahren ließ der Brite aufhorchen, als er mit The Blessing ein Album mit synthetisierter Musik veröffentlichte, die nur partiell („Hurricane Room“, „Prince Of The Deep Water“, „Delta Rain“) zum kapitalen Lungenvolumen des Sängers paßte. Von der Band hat man nie wieder etwas gehört.

Beckett aber, Tasten-Genius aus den Muscle-Shoals-Studios, ortete Topleys Potential, entgiftete dessen Song-Gebirge und ordnete ihm eine renommierte, erdverbundene Studio-Crew (u.a. Willie Weeks, Steve Nathan, Dominic Miller) bei. In Nashville, allerdings fernab der Sattel-Schlepper, brütete das Team einen atmosphärischen Fünfzigminüter aus. Topley badet textlich weiter in nautischen Bildern und darf, adäquat dazu, sein Nebelhorn bei bevorzugt „halber Fahrt voraus“ betätigen. Stilistische Schublade? Auf – und gleich wieder zu. Die zehn Tracks passen nirgends, weil sie so stinknormal sind, so gar nicht en vogue, dafür aber schleimfrei und Chart-resistent: piain good music,

ohne Platt-Soli, mit viel Orgel (Bob Dylan, etwa 1966) und Filigran-Klavier.

Kein Wunder, daß die Scheibe im Importdienst versteckt wird: von einer umsatzträchtigen Single weit und breit keine Spur. „Black River“ ist so prädestiniert für eine Kleinanzeige im Mai-Heft dieser Zeitschrift, anno 2008: „Dringend gesucht: die William-Topley-CD von 1997, damals leider untergegangen…“

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