Words And Music by P.F. Sloan And Steve Barri :: Compilation mit Songs des in den Sechzigern erfolgreichen Duos
So harmonisch wie die Zusammenarbeit von Jerry Lei-ber/Mike Stoller, Doc Pomus/Mort Shuman oder Gerry Goffin/Carole King war die von Phil „P.F.“ Sloan und Steve Barri auf Dauer vielleicht auch deswegen nicht, weil ersterer (bürgerlich Philip Gary Schlein) die erfahrenere Songschreiber-Kapazität war, während Barri (geboren als Steven Barry Lipkin in Brooklyn) mehr die Ideen für die Produktion beisteuerte.
Unter Vertrag als Lohn-Schreiber bei Screen Gems und dann beim abtrünnigen Lou Adler persönlich, nahmen sie unter diversen Band-Pseudonymen im Lauf der Jahre auch ganz formidable Songs auf. Aber Barri hatte nie den Ehrgeiz, auch als Interpret berühmt zu werden. Ein so großer Dylan-Fan wie Sloan, dem Produzent Adler „Bringing It All Back Home“ in die Hand gedrückt hatte mit dem Tipp, sich das doch alles mal näher anzuhören, war er auch nicht. Er betrachtete das ganze Pop-Handwerk im Grundsatz weit legerer als großen Spaß, der ihm zudem beträchtliches Einkommen sicherte.
Das eigentlich für die Mamas And Papas geschriebene „Another Day, Another Heartache“ nahmen sie zunächst selber auf, um es dann an die 5th Dimension weiterzureichen. Phil Sloan hatte da gerade den noch völlig unbekannten Jimmy Webb getroffen, der ihm ein paar seiner Songs („By The Time I Get To Phoenix“, „Up, Up And Away“, „MacArthur Park“ und andere) vorgespielt und geklagt hatte, dass alle Verleger die bislang für unspielbaren Müll gehalten hatten. Phil verbandelte ihn umgehend mit Johnny Rivers, der Webb als Arrangeur für die 5th-Dimension-Version von „Another Day, Another Heartache“ engagierte und dieselben sofort auch dessen „Up, Up And Away“ aufnehmen ließ, ihren ersten Top-Ten-Hit.
Als ihre Karriere und auch die von Jimmy Webb steil abzuheben begann, war die von Phil Sloan praktisch schon beendet. Verärgert darüber, dass er sich nicht mehr voll auf seine Tätigkeit als angestellter Songschreiber konzentrieren wollte, hatte Adler ihn zwar zwei LPs aufnehmen lassen. Aber mangels begleitender Promotion-Aktivitäten erschienen die praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Als Jimmy Webb den Kollegen für immer in dem Song „P.F. Sloan“ verewigte, hatte der alle Rechte an seinen Kompositionen längst an Adler überschrieben.
Diese Anthologie präsentiert die Ohrwürmer, die das Team mal unter Pseudonym aufnahm (als The Grass Roots bei „Where Were You When I Needed You“), an andere weiterreichte (The Mamas And Papas, Turtles, Herman’s Hermits, Searchers, Association, Jan & Dean) und auch schon mal auf Bitte des Chefs hin lieferte. Weil Produzent Lou Adler damals mit der Hollywood-Schönheit Ann-Margret liiert war, hatte der dezent angefragt, ob sie für die nicht ein passendes Lied komponieren könnten. Dass sie dann bei „You Sure Know How Tu Hurt Someone“ professionell produziert wurde, versteht sich von selbst. Entschieden mehr Klasse wies – eine der hübschesten Überraschungen dieser Retrospektve – das von Jack Nitzsche arrangierte „Kick That Little Foot Sally Ann“ von einem gewissen Round Robin auf. Diese Single eines Sängers von großer Leibesfülle sollte die Karriere eines „fabulous new talent“ anschieben. Seither war aber nicht mehr von ihm zu hören. (ace/soulfood) Franz Schöler