Y’Akoto :: Baby Blues
Kosmopolitische Balladen mit großen Potenzial
Eine Menge Ironie schwingt da mit, denn natürlich hat das Titelstück ihres Debüts nichts mit Befindlichkeiten einer Schwangeren zu tun. Vielmehr geht es ums Verarbeiten amourösen Schiffbruchs: Die deutsch-ghanaische Newcomerin setzt das mit zynischer Bravour in einer dunklen Ballade um, die fast ein wenig an die Abgründigkeit von Nina Simone erinnert.
Jennifer Yaa Akoto Kieck, die sich als Künstlerin Y’akoto nennt, besitzt in ihrer wandlungsfähigen Stimme, die viel reifer klingt als es ihre 24 Jahre vermuten ließen, ihr größtes Kapital: Angesiedelt zwischen Erykah Badu, Macy Gray und altersweisen Blues women schlüpft sie mal in die Rolle eines Kindersoldaten, mal in die einer enttäuschten Frau, gibt sich katzenhaft sinnlich und körperbewusst, feiert eine ausgelassene Pidgin-Party.
Die Arrangements sind schnörkellos und schlicht, teils von Max Herres Kahedi-Team umgesetzt: Folkiger Soul ist der Tenor, hier ein Orgelblitzen, da ein schiebender Bass, minimalistische Perkussion, ein angedeuteter Highlife mit integriertem Motown-Intermezzo, ein paar verstolperte HipHop-Vokabeln. Kosmopolitische Unaufgeregtheit zwischen Hamburger Hafen und afrikanischer Seele – mit noch großem Entwicklungspotenzial. (Warner) Stefan Franzen
Beste Songs: „Diamonds“, „Talk To Me“