Yes :: Fragile

Wieder einmal remastered: die vier frühesten Alben der britischen Prog-Rock-Dinosaurier

An ihren Cover-Versionen sollt ihr sie erkennen. Vielleicht auch messen. Mit den Nice teilten die frühen Yes eine gewisse Schwäche für Leonard Bernstein (wenngleich für eine andere Komposition aus der „West Side Story“). Und dann waren da noch andere: Johannes Brahms und Beatles, Buffalo Springfield, Paul Simon und Byrds. Man musste schon gestandener Fan der neuen Prog-Rock-Bewegung sein, um David Crosbys „I See You“ von letzteren in der Yes-Interpretation zu goutieren. Ihr Verständnis von Lennon/McCartneys Buddy-Holly-Hommage „Every Little Thing“ war typisch (sagen wir: symptomatisch) für das ganze neue Genre, in dem Yes mittlerweile die dienstälteste Band nach King Crimson sind. Wenn jemand Stephen Stills‘ „Everydays“ lieber im Original von „Buffalo Springfield Again“ hört, kann ich das nachvollziehen.

Aber das Debüt „Yes“ (2,5)war ja auch Ausweis einer ganz jungen Band, die sich in ihrem Sturm und Drang unglaublich viel auf „Virtuosität“ einbildete und anders als Chuck Berry-Fan Dave Edmunds damals bei seinen witzigen Klassik-Adaptionen mit Love Sculpture nicht viel bis gar nichts mehr vom guten alten Rock’n‘ Roll wissen wollte. Während der sich einen musikalischen Spaß daraus machte, wähnten sich Yes bei ihrem mit „Cans And Brahms“ drei LPs später als richtige Künstler. Bei der mehr als zehnminütigen, später dann auf Single-Länge getrimmten Fassung von Paul Simons „America“ garantiert auch. Eine Lachnummer, für die sich Rick Wakeman eher genieren sollte.

Nach „Time And A Word“(2,5, neuer Produzent, immer noch auf der Suche nach dem Yes-Sound) und „The Yes Album“ (3,5, wieder neuer Produzent, Sound jetzt angeblich gefunden, wie der Album-Titel nahelegt) war „Fragile“ das bis dato gelungenste Werk, obwohl in kurzer Zeit angeblich primär zu dem Zweck aufgenommen, das sündteure Equipment des neuen Keyboard-Stars der Truppe abzubezahlen.

Die (mittlerweile x-ten!) Remaster der frühen LPs unterstreichen noch den artifiziellen, manchmal fast aseptisch anmutenden Klangcharakter des ganzen Yes-Sound, dem alles fremd ist, was man je unter „analoger Wärme“ verstand. Unter den vielen Bonus-Tracks: auch Raritäten wie etwa einige Original-Mixes, die – genau genommen Fehldrucke, wie man bei Briefmarken sagen würde – seinerzeit auf der ersten deutschen LP-Pressung von „Time And A Word“ auftauchten.

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