Yin Yang von Christian Salvesen
Ein alter Schamane, der mit einem elternlosen Jungen durch die Weite der mongolischen Steppe wandert und dazu das virtuose Spiel von JOHN McLAUCH-LIN und dem Perkussionisten Trilok Gurtu? Das scheint zunächst nicht zusammenzupassen. Doch die französische Regisseurin Marie Jaoul De Ponceville hatte gute Gründe, die Musik zu ihrem Film „Molom -A Legend Of Mongolia“ (Verve/Polygram) von McLaughlin komponieren zu lassen. Immerhin bringt der vielseitige Jazz-Gitarrist sein Interesse an Meditation und östlichem Gedankengut seit über 20 Jahren in den verschiedensten Formationen zum Ausdruck. In dieser Filmmusik präsentiert er sich weniger als Meister der rasenden Läufe, sondern eher ab einer der Pausen und dynamischen Spannungen. Traditionelle mongolische Chorgesänge und Instrumentalstücke wechseln mit harmonisch und rhythmisch ausgefeilten Synthesizer-Arrangements, plastische Gitarrenfiguren kommunizieren und verbinden sich mit fein nuancierten Xylophon-, Gong- oder Trommelschlägen. Ein sich ständig wanderndes und im Harmoniewechsel verzauberndes Bewegungsspiel, flüsternd und wehend wie Winde und Geister, weich und weit wie Gräser und Steppe, suchend und treibend wie Jäger und galoppierende Pferde. In „Cows In The Water“ kommt mit der Sitarartigen Spezial-Gitarre ein Stück indische Wehmut auf, in „Hunting“ zeigt sich die sprühende Eleganz des Virtuosen. Schade nur, daß viele der insgesamt 22 Stücke schon nach ein bis zwei Minuten ausgeblendet werden. 3,5 Bei JASPER VANT HOFs >r Pili Pili – Dance Jazz Live 1995″ (Jaro 4189-2) entsteht dieses Problem nicht. Über durchgehenden, ins Tanzbein dringenden Schlagzeug-Rhythmen kurven Tony Lakatos Saxophon-Linien, perlen Jaspers Piano-Läufe, strahlen Isaline Calisters jugendlich-kraftvolle Jazz-Melismen. Die Stimmung ist gut. Schön schmusig wird’s, wenn Isaline mit verführerischer Stimme spanische Worte in die sich blütenhaft öffnenden Keyboard-Harmonien haucht. Später bewegt Dra Diara das Publikum dazu, zu afrikanischen Percussion-Rhythmen vertrackte Silben im Chor zu wiederholen. Die Stimmung wird noch besser. Beim über zwölfminütigen Schluß-Song „Boogaloo“ können die tippenden Finger nicht umhin, zum Rhythmus des Bläsersatzes über die Tastatur zu tanzen. Das ist Hypnose! Die Menge schreit: „Zugabe!“4,0 Zum Ausgleich nun wieder eine gute Portion Yin: Die Weiblichkeit des Wilden Westens in der stimmlichen und auch sonst anmutigen Gestalt von JOANNE SHENANDOAH. 1994 eröffnete die indianische Sängerin mit der professionell ausgebildeten und doch so ungekünstelt-warm klingenden Stimme das Woodstock-Revival mit ihrem Song „America“. Auf ,Xrfe Blood“ (Silver Wave/ Aquarius) fließen die traditionellen Lieder ihres Volkes, der Langhaus-Irokesen, ungewohnt unauffällig dahin und erreichen dabei in ihrer natürlichen Einfachheit ungeahnte Gefühlstiefen. Die instrumentalen Arrangements des Jazz-Pianisten Peter Kater wirken dazu anregend komplementär, verstärken oder übersetzen Stimmungen durch Harmonien und Rhythmen, die ein auf Abwechslung bedachtes Musikverständnis ansprechen4,0 Es grünt so grün, wenn Grünbergs Küboards Prana spriih’n. Mit „My Fair Lady“ hat die „Prana Symphony“ (Erdenklang/In-akustik) von SVEN GRÜNBERG aus Estland allerdings nur soviel gemein: Sie ist gut komponiert und geht angenehm unter die Haut. Eine musikalisch anregende Darstellung der Vitalenergie mit dynamisch kraftvollen Themen und Spannungsbögen, wirkungsvoll eingesetzten elektronischen Klängen, asiatischem Flair und Kirchenorgel ä la Messiaen. 4,0 Was treibt so gute Musiker wie SUNS OF ARQA nur dazu, ihre kunstvollen indischen Improvisationen auf „Shabda“ (Arka/EFA) durch nervtötendes House-Gestampfe und dumpfen Rap zu zerstören? Das unselige Diktat der Mode? 2,5