Yin Yang von Christian Salvesen

Seiner noblen Vorfahren, die im Mittelalter ihre Big Macs erfolgreich als Waffen einsetzten, gedenkt STEVE McDONALD auf „Sons Of Somerled“ (Etherean Music/Aquarius). Umgeben von Dudelsäcken und Hirtenflöten, Keyboards und Schlagzeugen, Chören und Orchestern besingt er Heldentum und Heimat und entpuppt sich schon bald als das männlichschottische Gegenstück zu Enya. Für Multimedia-Freunde gibt es zusätzlich zur Musik ein Video. 3,5

Wenn sich keltisch-irische Melodik mal indisch, mal im jazzigen „Oregon“-Stil, mal summertime-bluesig einkleidet; wenn sich das Saxophon und die afrikanische Harfe Kora mit der Stimme einer Sängerin treffen, die Poesie und Wärme ausstrahlt; wenn sich die feinsinnige Wechselbeziehung zwischen „Thyme“ (Thymian) und „Time“ (Zeit) auch in der Musik widerspiegelt, die eine sehr erfrischende Empfindung von Freizeit oder gar Zeitlosigkeit vermittelt – dann sind das die „Fantastischen Drei“: Nämlich Jacqui McShee (vocals) Gerry Conway (drums) und Spencer Cozens (keyboards). Die haben mit etlichen Top-Musikern das Album „About Thyme“(Hvpertension/BMG) eingespielt Zugegeben: „It’s about time“ – wird Zeit, daß diese Sache endlich mal zur Sprache kommt. 4,0

Die Liste der Musikproduktionen, die sich auf keltische Tradition berufen, ist lang; denn „celtic“ ist in, paßt irgendwie gut in den großen Ethno-Folk-Jazz und Weltmusiktopf, ebenso wie alles Mittelalterliche. Das hat etwas Exotisches, besonders in Kombination mit afrikanischen oder indischen Rhythmen, die bei Songs wie „Am Brunnen vor dem Tore“ eher grotesk wirken würden. Kommt aber bestimmt!) So orientieren sich auch Lena Willemark (Gesang, Fiddel) und Multi-Instrumentalist Ale Müller mit ihrer schwedischen Volksmusik an sehr altem, „archaischen“ Liedgut Mit vier weiteren Musikerinnen bieten sie auf „Agntm“ (ECM) lebendige, ins Theatralische spielende Interpretationen – ohne die üblichen Kreuzungen. 4,0

Archaisch klingt auch „Seven Colours“ (Weltwunder), von der Hamburger Gruppe EPTAGON nach langjähriger Vorarbeit mit eigens entwickelten, selbstgebauten Blas-, Saiten- und Schlaginstrumenten aufgenommen. Das „Siebeneck“ möchte der Fast-Food-Mentalität unserer Medienwelt nämlich „die Wiederentdeckung des einzelnen, sorgfältig ausgespielten Tons“ entgegenstellen. Hört, hört! 3,5

Ein letztes, wirklich sensationelles Beispiel für den Wiederentdeckungs-Trend ist“Music From Ancient Rome“ (Amiata/Aquarius). Im Rahmen der „Experimentellen Archäologie“ des Italieners Walter Maioli entstanden diese ersten Aufnahmen von Musik, wie sie (nach wissenschaftlicher Kenntnis) im Alten Rom geklungen haben könnte. Die elfköpfige Gruppe SYNAULI spielt auf nachgebauten Blasinstrumenten Kompositionen, die zwar kein Ohrenschmaus sein mögen, aber allemal überraschen. Einige Stücke, besonders die mit menschlichen Stimmen, erinnern an „Satyricon“ oder avantgardistisches Musiktheater, andere wiederum haben indio-afrikanischen Charakter. Wer’s nicht glaubt, der höre und lasse sich vom Begleitbuch zum Album überzeugen. 3,5

Im „Voiceland“ (AIM/Aquarius) von MENTAL VOYAGER (alias der Filmmusik-Komponist Gerhard Daum) sind die Pfade noch nicht ausgetreten. Mitglieder des Bayerischen Rundfunks, das Cambridge Consort Of Voices und das Historische Ensemble Regensburg führen in irre geschwungenen Gesangslinien durch elektronisch-akustische Welten, in denen keltische, afrikanische und mittelalterliche Musik auf westliche Klassik, kraftvollen Rock und modernen Trancebeat stoßen. 4,0

„Feelin‘ So Good“ (IC/DA-Music) befindet RAY BACH, der mit der Gruppe FREEZE FRAME auf seiner vierten CD in jazzig-funkigen und besinnlichen Songs Professionalität auf allen Ebenen demonstriert – kompositorisch, sound- und multimediamäßig. Für PC- oder MAC-Benutzer liegt eine CD-Rom bei. 4,0

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