Yin Yang von Christian Salvesen

Wer erinnert sich an EELA CRAIG? Die österreichische Gruppe um Hubert Bognermayr präsentierte vor 20 Jahren eine sinfonische Rockmusik im Gefolge und oft auch im Stil von Pink Floyd, und zwar meist in Opernhäusern und Theatern. Die Alben „One Niter“ und „Hats Of Glass“ sind soeben unter dem Titel Symphonie Rock“ (Erdenklang) erschienen, ebenso die in verschiedenen Sprachen gesungene „Missa Universalis“ (Erdenklang). Von Bach und Bruckner bis Psychedelic, von Chris de Burgh bis Santana ist alles drin, ein sprudelnder Strom origineller Einfalle, starke E-Gitarre von Riedelberger, das Ganze eingebettet in den warmen Sound analoger Synthesizer. 3,5

„Nothing But Bass“ (Ages/Bell Music) heißt das Debüt des 27jährigen Rumänen DECIBAL BADILA, und es stimmt: Alle 14 Instrumental-Stücke sind ausschließlich auf einem 5saitigen E-Baß eingespielt. Gitarren-Klang und Stil erinnern vor allem in den stillen, lyrischen Stücken an frühe Solo-Alben von Pat Metheny, aber tut das der Genialität irgendeinen Abbruch? In rasenden Läufen geht es ohne Holpern über verschiedene Stilrichtungen von J.S. Bach bis zum Country-Western. 4,5

Nun wird es etwas mysteriös, denn was TOMAS SAN MIGUEL und TXALAPARTA auf „Lezao“ (Nuevos Medios/Indigo) zelebrieren, paßt wirklich in keine Schublade. Der Name Txalaparta weist auf eine kaum bekannte Form baskischer Volksmusik, die mit einer besonderen Art der Kommunikation zusammenhängt: Bergbauern und Schäfer verständigten sich über weite Entfernungen, indem sie mit Holzstäben auf Baumstämme, Fels- oder Metallstücke schlugen. Ursprünglich wurde dabei der Rhythmus galloppierender Pferde imitiert. Das klanglich und rhythmisch ungewohnte und abwechslungsreiche Txalapartaspiel von Perdi und Rüben verbindet sich mit elektronischen Rhythmen und Keyboard-Harmonien, die San Miguel ebenso wirkungsvoll einzusetzen weiß wie seine beiden akustischen Hauptinstrumente Piano und Akkordeon. Von Jazz und Blues angehauchte Passagen können unter Gejohle, Pfeifen und Klatschen in volkstümlichen Tanz übergehen, elegischer „gregorianischer“ Gesang kann sich zum Pathos einer Messe der Spätromantik erheben oder in „Carmina Burana“-artige, rhythmisch stark akzentuierte Beschwörungsformeln verwandeln. 5,0

DARIO DOMINGUES wurde Anfang der 80er Jahre als „Erfinder panindianischer Musik“ gefeiert. „Under The Totems“ (Westpark/Indigo), seine neunte Produktion, aufgenommen bei einem Konzert in der Berliner Passionskirche, läßt mich allerdings fragen, was an dieser Musik so toll sein soll. Die indianische Panflöte kann es doch wohl nicht sein, auch wenn sie in Verbindung mit Country-Western-Gitarre selten zu hören ist. Vielleicht Darios vor Leidenschaft schluchzende und bebende Stimme? „Now dose your eyes and sing“, ermuntert Dario seine Fangemeinde, und da möchte ich wirklich nicht weiter stören. 2,0

Versonnen blicken seine nordseegrauen Augen aus der stillen Welt der Quallen, Fische und Korallen. Die Fotos zum Soundtrack „The Living Sea“ (Polydor) verheißen einen grandiosen Film. STINO hat dazu seine Musik beigesteuert Hits wie „Fragile“ und „Love Is The Seventh Wave“, hier in einer Live-Aufhahme mit A-capella-Einlage, dazu ein tiefblau strömender Song mit vollem Orchester, spacigen Streichern, Harfe, Saxophon, Chorstimmen und Wassergeblubber. 4,5

Neben Enigma und etlichen Techno- und Ambient-Mixern hat sich auch das französische Duo DEEPFOREST darauf spezialisiert, interessante Stimmen und Stimmungen ausfindig zu machen. Fündig wurden sie für „Boheme“ (Sony) vor allem in der osteuropäischen Musiktradition: Transsylvanien, ungarische Zigeuner, aber auch Klänge aus Bali, Taiwan – der Osten dehnt sich aus.3,0

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