Yo La Tengo – I Can Hear The Heart Beating As One

Unsere kleine amerikanische Band. Diesmal ganz groß. Und mit noch mehr Amerika drin. Durch das wunderbare „Stockholm Syndrome“ etabliert sich Bassist James McNew, in Low-Fi-Kreisen unter dem Pseudonym Dumb gefeiert, jetzt als festes drittes Mitglied. Yo La Tengo selbst nennen es lustigerweise ihr „Beatles-Stück“, in Wirklichkeit aber waren sie Neil Young nie näher. „We’re An American Band“ ist der Titel eines anderen wunderbaren Songs, und wenn das ein Versprechen ist, halten es Ira, Georgia und James schon deshalb, weil Americana und Art-Underground bei ihnen auf einmal wieder in einem Land liegen.

„I Can Hear The Heart Beating As One“heißt das achte Album der Band – denn in New York und Nashvüle pulsiert der gleiche Rhythmus. Hier haben Yo La Tengo unlängst für Mary Harrons Factory-Saga „I Shot Andy Warhol“ die geliebten Velvet Underground verkörpert, dort nahmen sie das Mammutwerk auf – mit Hilfe solch illustrer Gäste wie dem Pedal-Steel-Gitarristen AI Perkins von den Flying Burrito Brothers. Aber es ist nicht allein das sichere Traumwandeln zwischen Roots-Anleihen und Nferstärker-Rauschen, das dieses Werk so aufregend erscheinen läßt. Auch die unakademischen Jazz-Jokes machen nicht seine Größe aus, obwohl die Piano-Stakkati im Cecil-Taylor-Style für „Moby Octopad“, eine Wucht sind – und man sich, nebenbei bemerkt, auf eine Single mit Kompositionen des Free-Jazz-Propheten Sun Ra freuen darf.

Erstaunlicherweise kann die Band ihrem eh schon enorm dynamischen, zu allen Seiten offenen Spiel noch ein paar neue Aspekte hinzufügen. Ganz leise, versteht sich – auch wenn der New Yorker Großstadtcowboy Ira Kaplan wieder einen rauhen Ritt auf den Röhren seiner Amps antritt. Das rhythmisch freie „Autumn Sweater“ impliziert eine Kenntnis von elektronischer Musik, Techno und Rock prallen hier jedoch nicht plakativ aufeinander. Die dazugehörige Single, die in limitierter Auflage dem Album beiliegt, enthält unter anderem einen Remix vom Drum’n’Bass-Bastler n-zig. Und auch der öffentlichkeitsscheue Kevin Shields von My Bloody Valentine hat Hand angelegt. So fungiert die Formation um das Ehepaar Georgia Hubley und Ira Kaplan im zwölften Jahr ihres Bestehens als die Mittler im Großraum Indie-Rock.

Ehrensache, Ausfalle gibt es auf dem beinahe siebzigminütigen ^Cferk nicht zu vermelden. Faszinierend ist „Little Honda“: Für das BeachBoys-Cover lassen Yo La Tengo im Hintergrund ein Piano paranoid im Stil von Velvet Undergrounds „I’m Waiting For The Man“ rappeln. Und Amerika rückt dabei ganz, ganz eng zusammen.

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