Sean Combs: Juror über den Einfluss des Hotelvideos auf das Urteil
Sean Combs wurde vom Vorwurf des Sexhandels und der Verschwörung zum organisierten Verbrechen freigesprochen, jedoch wegen Förderung der Prostitution verurteilt

Ein Ersatzjuror im Strafprozess gegen Sean Combs wegen Sexhandels und Verschwörung zur organisierten Kriminalität hat sich nach dem Freispruch des Moguls in den schwerwiegenderen Anklagepunkten geäußert. Und erklärt, dass das Video, das Combs’ Angriff auf Casandra „Cassie“ Ventura im InterContinental Hotel zeigt, im Zusammenhang mit den Anklagepunkten nicht allzu stark gewichtet wurde.
Ersatzjuror verstand das Urteil
„Ich meine, es war ein sehr schlimmes Video“, sagte der 37-jährige Mann, der im Anti-Terror-Büro der Vereinten Nationen arbeitet, am Donnerstag gegenüber CNN-Moderatorin Laura Coates. Aber Combs sei „nicht wegen häuslicher Gewalt angeklagt gewesen.“
Der Mann, dessen vollständiger Name von CNN nicht veröffentlicht wurde, erklärte, er wäre wahrscheinlich zum gleichen Urteil gekommen wie die acht Männer und vier Frauen, die über Combs’ Schicksal entschieden. „Ich habe das Urteil verstanden“, sagte er. „Ich habe eine Menge Notizen gemacht – insgesamt 350 Seiten … und im Rückblick auf die Beweise wäre ich wahrscheinlich zum gleichen Schluss gekommen wie die anderen Geschworenen … Und ich denke, es gab immer ein wenig Zweifel.“
Am Mittwochmorgen fiel Combs auf die Knie und betete, nachdem er vom Vorwurf der Verschwörung zur organisierten Kriminalität sowie vom Sexhandel an Ventura und Combs’ Freundin „Jane“ freigesprochen wurde. Obwohl der Gründer von Bad Boy Entertainment einer lebenslangen Haftstrafe entging, droht ihm dennoch Gefängnis, nachdem er in zwei Fällen der Beförderung zur Ausübung von Prostitution schuldig gesprochen wurde.
Aussagen zu den „Freak-Off“-Videos
Obwohl der Juror nicht Teil der Beratungsgruppe war, war er das erste Mitglied der Geschworenenreserve – die sechs Ersatzpersonen umfasste – das sich nach acht Wochen aufreibender Zeugenaussagen von insgesamt 34 Zeugen äußerte.
Er sprach auch über die versiegelten „Freak-Off“-Videos, in denen Combs’ Freundinnen Sex mit männlichen Escorts haben. Sowohl die Staatsanwaltschaft des Southern District of New York als auch Combs’ prominente Verteidigung zeigten explizites Videomaterial – jedoch jeweils unterschiedliches.
Beim Versuch, die Videos zu beschreiben, verhaspelte sich der Mann. Sie seien „fesselnd“ gewesen. Manche Abschnitte jedoch „harmlos“. „Sie waren sehr grafisch, aber ich denke, insgesamt betrachtet sah man es nur von einer Seite“, sagte der Mann. „Es war definitiv fesselnd und augenöffnend.“
Einige Sekunden später widersprach er sich jedoch. Und meinte, manche Videos hätten zwar sexuelle Handlungen gezeigt. Aber nichts „zu Hartes“. „Es wirkte nicht erzwungen“, fügte er hinzu. „Es war eigentlich ziemlich harmlos. Und es war einfach viel Ölreiben.“
Vorwürfe über Zwang und Drogen
Die Staatsanwaltschaft behauptete, Combs habe seine Freundinnen Ventura und Jane dazu gezwungen, an sogenannten „Freak-Offs“ teilzunehmen, bei denen die Frauen Sex mit männlichen Escorts hatten, während Combs masturbierte und die Szenen filmte. Beide Frauen sagten aus, dass sie sich während dieser tagelangen Sexmarathons häufig verpflichtet fühlten mitzumachen und stimmungsverändernde Drogen einnahmen. Alles, um sich vom Geschehen zu distanzieren. (Combs bestreitet die Vorwürfe.)
Weitere Entwicklungen
Combs befindet sich derzeit im Metropolitan Detention Center in Haft. Er wartet auf seine Urteilsverkündung. Die Anhörung zur Strafzumessung ist für Dienstag, den 8. Juli, angesetzt. Sein Verteidigungsteam hat eine beschleunigte Urteilsverkündung beantragt. Weil sie auf eine Mindeststrafe für den ehemaligen Milliardär drängen wollen.
Nach dem Urteil sagte Combs’ Hauptverteidiger Marc Agnifilo gegenüber der Presse, dass man im Fall „noch lange nicht am Ende“ sei. „Wir werden nicht aufhören, bis er als freier Mann zu seiner Familie zurückkehrt.“