So gelang Kim Petras aus Uckerath eine Nummer Eins in den USA

Nach ihrem Sensationserfolg in den US-Charts wollen alle wissen, was das Geheimnis der Transfrau aus der NRW-Landgemeinde Uckerath ist.

Der zur Mittelstadt Hennef (Sieg) gehörige Ortsteil Uckerath hat bislang nicht viele Spuren im internationalen Pop hinterlassen. Zwar konnte die Tanzgruppe „Westerwaldsterne“ zwölf Mal den Deutschen Meister bei gemischten karnevalistischen Gardetänzen und Tanzpaaren stellen. Doch ansonsten ist in der 4.000er-Gemeinde an der Grenze zu Rheinland-Pfalz eher Ruhe im Karton.

Mehr zum Thema
Warum Billy Bragg seine Songtexte trans-freundlich machte

Wäre da nicht die in Köln geborene und Uckerath aufgewachsene Kim Petras (30), die jüngst zusammen mit Duett-Partner Sam Smith die Nummer Eins der amerikanischen Single-Charts erklimmen konnte. Eine Deutsche als Number One; und noch dazu eine Transfrau. So etwas hat es in der langen Geschichte der US-Popmusik noch nicht gegeben.

Kein Wunder, dass das US-Branchenblatt „Billboard“ ein langes Interview mit Petras geführt hat. Auch die Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“ hat sich auf Spurensuche begeben, wie es zum Überhit „Unholy“ kommen konnte.

Wenn man so will, eine klassische „Cindarella-Story“, ein Aschenbrödel aus dem Rheinland wird durch Talent und harte Arbeit zur großen Nummer an der US-Westcoast.

>>> Die besten Bilder von Pop-Phänomen Kim Petras

„Magische Zusammenarbeit“ mit Sam Smith

„Billboard“ sprach mit Petras, als ihre von Max Martin produzierte Single noch auf dem Weg zur Spitze war. „Total verrückt. Als der Song auf Platz 3 debütierte, war ich überglücklich und dachte: ‚Wow, so etwas ist mir noch nie passiert.‘ Aber dann zu sehen, wie er immer weiter steigt? Es wäre krank, auch noch die Nummer Eins zu werden.“

Kim Petras hat bereits zwei Studioalben veröffentlicht

Nach Veröffentlichung des Interviews vor zwei Wochen (18. Oktober) ist diese dann doch unerwartete popkulturelle Sensation eingetreten. Petras berichtet über ihre langjährige Kooperation mit dem britischen Crooner Sam Smith:

„Für mich ist es eine magische Zusammenarbeit. Sam und ich haben uns wirklich gut verstanden, wir waren aber eher schlampige Autoren, die sagten: ‚Nein, wir machen es auf unsere Art.‘ Der eigene Weg mit jemandem, den ich wirklich respektiere und von dem ich mich sehr inspiriert fühle. Ich freue mich sehr für Sam – und natürlich auch für mich selbst.“

Und weiter:

„Sam und ich arbeiten schon seit vier oder fünf Jahren zusammen. Zumindest haben wir uns Songfiles hin- und hergeschickt. Doch es war einfach nie die richtige Stimmung. Dann kam dieser Song („Unholy“). Sam schickte ihn mir digital, und ich sagte: ‚Ja, das ist es! Wann gehen wir ins Studio?‘ Sam war so cool und sagte: ‚Ich möchte ihn mit dir zusammen schreiben, ich möchte, dass er sich wie eine komplette Geschichte anfühlt und wir wirklich zusammen daran arbeiten.’“

„Für mich eine fantastische Situation, denn ich bin in erster Linie Autorin, ich habe die letzten zehn Jahre in Songwriter-Camps verbracht. Ich stehe aber in direkter Verbindung zu den Künstlern und Künstlerinnen, wie Sam, wie Charli XCX oder Sophie.“

Kim Petras und ihre Beziehung zur Religion

Die nächste Single „If Jesus Was A Rockstar“ weist den Weg zu ihrem bereits angekündigtem Debütalbum:

„Es ist der erste Song, den ich mit meinem Pop-Jesus Max Martin geschrieben habe, durchaus eines meiner Lebensziele. Er ist jemand, zu dem ich wirklich mein ganzes Leben lang aufgeschaut habe. Ich musste wirklich tief dafür graben. Religion und Spiritualität ist intensives Thema für mich, weil ich als Transfrau aufgewachsen bin und in keine Religion gepasst habe. Alle meine früheren Freunde waren eher religiös, und ich wollte darüber einen Song schreiben. Ich habe mir stets gewünscht, Religion würde mich einschließen – und dass sie das aber nicht tut, und dass viele meiner Freunde in der LGBTQ-Gemeinschaft gezwungen sind, sich so abseits zu fühlen. Deshalb habe ich immer anderswo nach Spiritualität gesucht. Deshalb habe ich die Musik geliebt, denn sie hat mir ein ähnliches Gefühl vermittelt und mir einen Ort gegeben, an den ich gehöre. Der Song sagt, ‘wenn Religion cooler wäre, dann würde ich dazugehören wollen‘. Wenn Jesus ein Rockstar wäre, würde ich vielleicht genau so sein wollen wie er.“

Jamie McCarthy Getty Images
Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates