Soll das Michael-Jackson-Denkmal in München entfernt werden?

Die einzige Gedenkstätte für den „King of Pop“, die eigentlich gar nicht seine ist, steht in der bayerischen Hauptstadt. Doch was passiert nach „Leaving Neverland“ damit?

In München befindet sich das einzige Deutschland-Denkmal für den 2009 verstorbenen Michael Jackson. Nach wie vor legen dort Fans Blumen, Kerzen und Fotos des einstigen „King of Pop“ nieder. Jackson zählt zu den bekanntesten Musikern der Popgeschichte, doch sein Vermächtnis ist durch die Dokumentation „Leaving Neverland“ in den letzten Wochen massiv geschwächt worden. Soll die Michael-Jackson-Gedenkstätte also aus der bayerischen Hauptstadt aufgrund der anhaltenden Missbrauchsvorwürfe entfernt werden?

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In der Doku von Dan Reed schildern Wade Robson und James Safechuck, dass sie Jackson als Kinder auf seiner Neverland Ranch sexuell missbraucht haben soll. Die konkreten Vorwürfe sind Teil einer langen Serie von Anschuldigungen, der Popstar habe sich zu Lebzeiten an Kindern vergriffen, die er bei sich auf seiner Ranch beherbergte.

Als Konsequenz nahmen Radiosender Jacksons Musik aus dem Programm, die „Simpsons“-Folge mit Jacko wurde gestrichen und ein Kindermuseum lies Exponate des verstorbenen Sängers aus seiner Ausstellung entfernen.

Wäre es daher auch notwendig, das Denkmal in München von den Michael-Jackson-Utensilien zu befreien, solange die Vorfälle nicht geklärt wurden?

Kein Foto für di Lasso

Nach dem Tod von Michael Jackson im Jahr 2009 pilgerten unzählige Menschen an den Ort und hängten Fotos und Blumen an den Sockel der Statue. Diese ist aber eigentlich die des berühmten Renaissance-Komponisten Orlando di Lasso, der so gar nichts mit Michael Jackson zu tun hat.

Wolfgang Neumer, Bezirksausschuss-Chef der Altstadt, hat die Diskussionen noch vor Augen, als Jackson vor zehn Jahren starb und seine Fans di Lassos Statue spontan als Gedenkstätte für sich beanspruchten.

„Einige Gegner randalierten am Sockel. Wir haben dann runde Tische veranstaltet, mit Fans, Gegnern und der Regierung von Oberbayern“, sagte Neumer. „Dann entschieden wir uns alle, das Denkmal fortbestehen zu lassen.“

So drängt sich natürlich schon die Frage auf, ob es zum einen respektvoll gegenüber Orlando di Lasso ist, die Statue mit Jacksons Bildern zu behängen. Und zum anderen, ob man dem Künstler noch huldigen sollte, der zu Lebzeiten Kinder missbraucht haben könnte – auch wenn dieser Künstler bereits tot ist.

Orlando-di-Lasso-Statue und Michael-Jackson-Gedenkstätte zugleich.

Neumer, der selbst kein Jackson-Fan sei, äußert sich wie folgt dazu: „Jackson wurde 2005 von genau diesen Vorwürfen freigesprochen. Daher gilt: Der Mann ist unschuldig. Das muss man auch mal auf sich beruhen lassen, zumal sich ein Toter nicht wehren kann“, meint er und fährt fort: „Lasst doch die Fans hier weiterhin Jackson verehren. Es scheint ihnen wichtig zu sein.“

Denkmal kann jederzeit entfernt werden

Michael Jackson

Zivilrechtlicher Eigentümer und damit offiziell zuständig für die di-Lasso-Statue ist die Regierung von Oberbayern, die die Gedenkstätte bisher akzeptierte.

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Laut Regierung gebe es eine Vereinbarung mit dem „MJs Legacy Association International“-Verein, der sich um die Sauberkeit des Sockels kümmern müsse. Ob das Jackson-Denkmal aufgrund des öffentlichen Drucks nun entfernt werden soll, ist noch nicht entschieden. „Die Duldung könnte jederzeit widerrufen werden. Ob dies geschieht, ist derzeit offen“, so die Regierung auf Nachfrage der Münchner „Abendzeitung“.

Steve Granitz WireImage
AFP AFP/Getty Images
Pool Getty Images
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