The Kids Are Alright

Irgendwann, während michael stipe sich den Schädel schor und den Existentialismus entdeckte, während Bono sich einen Bart stehen ließ und zu Mephisto mutierte, wurde aus Live ein Mega-Act In den USA jedenfalls. Ihr smarter Rock ernst, melodisch, bekenntnisfreudig, eine fast perfekte Fusion der Gene von R.E.M. und U2 (ihrer Versionen von Mitte der Achtziger, also vor der Midlife-Crisis) – brachte sie auf das Cover des ROL1JNG STONE, auf die Bühne von Woodstock II, vor die Kameras von MTV Unplugged und hoch in die Charts. Mehr als sechs Millionen Amis kauften „Thnming Copper“, Lives zweites Album.

Die Band ist ein klassisches Beispiel dessen, was man mal Big Rock nannte. Denn obwohl sie noch sehr jung sind – alle Mitte 20 – haben sie mit der Alternative-Szene nichts gemein, im Gegenteil: In geradezu Anti-Slacker-mäßiger Manier verkauften Ed Kowalczyk, Chad Taylor, Chad Gracey und Patrick Dalheimer als Teenager Band-Aktien an Freunde und Familie, um ihr Indie-Debüt zu finanzieren, und teuren seitdem in bester Big Rock-Tradition zwischen den großen Küstenstädten der USA hin und her. Und nun sind sie in England, der ersten Station einer Interviewreise durch Europa, um eine Musik zu promoten, die eigentlich im Sterben liegt – wo doch inzwischen jeder Stil einen anderen als Sprungbrett benutzt.

Live haben sich ziemlich verändert. Zumindest den Tracks ihres neuen Albums „Secret Samadhi“ nach zu urteilen, die im britischen Hauptquartier ihrer Plattenfirma vorgespielt werden. Entstanden sind die Songs zu Hause in brk/Pennsy lvania, und aufjamaica, wohin die Band sich einen Monat lang zurückzog. Produziert wurden sie diesmal aber nicht von Jerry Harrison (Ex-Talking Heads), sondern von den Musikern selbst, unterstützt von Jay Healy, der schon an einigen ihrer ganz frühen Demos mitarbeitete. Live beweisen nach wie vor Sinn für große, hymnische Melodien, ihre Texte behandeln nach wie vor (ganz im Geiste R.E.M.s) die großen Themen – Leben, Tod, Religion -, aber der Sound ist insgesamt roher, düsterer. Man vergleiche nur die drei Hitsingles des letzten Albums

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