„Star Wars Holiday Special“: Der unfassbare „Krieg der Sterne“-Film

In dem wenig bekannten „Star Wars Holiday Special" blamierte sich die Schauspielerriege von „Krieg der Sterne" bis auf die Knochen.

Prinzessin Leia sieht betrunken aus, sie torkelt, dann singt sie auch noch. Luke Skywalker blickt durch glasige Augen, und Han Solo herzt einen Wookie – DIE WOOKIES, denn Chewbacca stellt erstmals seine komplette Familie vor: Malla, Itchy und Lumpy. So hießen die wirklich. Wookie-Frau, Wookie-Sohn und Wookie-Opa. Was für eine Familie: Die ersten zehn Minuten sieht man die bepelzten Weltraumbären, wie sie sich, unsychronisiert, nicht untertitelt, in ihrer berühmten Klagelautsprache unterhalten. Man muss raten, was da besprochen wird. Ob das wenigstens den allerkleinsten Kindern vor den Fernsehern gefallen hat?

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Schwer zu sagen, denn „Star Wars“-Produzent George Lucas hat „The Star Wars Holiday Special“ sofort nach Ausstrahlung 1978 vom Markt nehmen lassen. Die Amerikaner haben es dennoch gesehen, die Kanadier auch. Und die Schweden kamen auch nicht drumherum. „Holiday“-Regisseur Steve Binder, 1968 immerhin verantwortlich für Elvis Presleys legendäres „’68 Comeback Special“, hat danach nichts Bedeutendes mehr drehen dürfen.

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Was war da los im Hause Lucas? Mit „Star Wars“ gelang dem einstigen Visionär 1977 der überraschendste Blockbuster aller Zeiten. Zum Sendetermin des „Holiday“-TV-Films war der „Krieg der Sterne“ längst zum erfolgreichsten Kinostreifen überhaupt aufgestiegen. „Star Wars“ war ein mit einem Budget von rund 16 Millionen Dollar hochprofessioneller Sci-Fi-Film, der auch heute noch modern anzusehen ist. Das „Star Wars Holiday Special“ dagegen schaute aus wie von Fans gedreht: Neuaufnahmen wechselten sich mit schlecht eingefügten Ausschnitten des  ersten Kinofilms ab, dazu gab es gezeichnete Comic-Einlagen und grausig umgesetzte Matte Paintings aus dem Wookie-Dorf.

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Ein Script schien es nicht gegeben zu haben. Jefferson Starship (Star Wars! Starship! Verbindung klar?) lieferten mittendrin ein Musikvideo ab, und die wohl unangenehmste Szene der gesamten „Krieg der Sterne“-Saga ist auch hier zu finden. Sie hat nichts mit Jar Jar Binks zu tun, sondern dokumentiert einen Auftritt von Diahann Carroll. Die Sängerin trägt ihr Lied vor, Wookie-Opa Itchy verfolgt den virtuellen Gig über einen Helm mit Bildschirm – und bekommt dadurch, nun ja, laut hörbar bestimmte Gefühle. „Itchy“ hat es wohl, dieser schlechte Wortwitz darf in einem Text über einen schlechten Film auch mal erlaubt sein, „gejuckt“.

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Berüchtigt ist auch das Ende des „Star Wars Holiday Specials“. Nachdem das Imperium um Darth Vader wieder einmal in die Schranken verwiesen worden ist, stimmt Prinzessin Leia (Carrie Fisher) zur „Krieg der Sterne“-Titelmelodie von John Williams ein Lied an. Über den Gesundheitszustand Fishers während dieser Dreharbeiten darf man lediglich spekulieren, sie selbst verarbeitete ihre Abhängigkeit von diversen Suchtmitteln währen der Siebzigerjahre in ihrer Autobiografie. Dem Filmmaterial nach zu urteilen sieht die Prinzessin jedenfalls ziemlich fertig aus. Oder so, als befände sie sich auf einem anderen Stern.

Boba Fett hat seinen ersten Auftritt

„Wenn ich die Zeit hätte sowie einen Vorschlaghammer“, soll George Lucas mal gesagt haben, „dann würde ich jede einzelne Kopie des Films zerschmettern“. Angeblich seien dem Produzenten jedoch stets „Dailies“ der Aufnahmen, also die Tagesergebnisse, zum Absegnen geschickt worden sein.  Er hatte nichts zu beanstanden. Bis nach der Ausstrahlung am 17. November auf CBS hat er jedenfalls nichts gegen den TV-Streifen getan.

Eine Sache war dann doch ganz gut am „Star Wars Holiday Special“: Hier war erstmals, wenn auch nur in einem Cartoon, die Figur des Boba Fett zu sehen. Der Kopfgeldjäger sollte ab dem zweiten Kinofilm, „The Empire Strikes Back“ von 1980, zum Liebling werden. Obwohl hier nur gezeichnet, stieg der Bösewicht sofort zum Gesprächsthema Nummer eins auf.

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