Til Schweiger: Viele wussten, dass Dieter Wedel ein Menschenquäler ist

In der Sendung von Markus Lanz erzählte Til Schweiger, dass er trotzdem überrascht war über die Vergewaltigungsvorwürfe gegen den Regisseur.

Anfang Januar veröffentlichte die „Zeit“ in ihrem Magazin handfeste Anschuldigungen dreier Schauspielerinnen gegen Dieter Wedel. Sie behaupteten, dass der Regisseur sie in den 90er-Jahren sexuell belästigt haben soll. Eine der Frauen sprach sogar von Vergewaltigung.

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Seitdem melden sich, auch bewusst als Teil der aufgeflammten MeToo-Bewegung, fast täglich weitere Prominente zu Wort, die mit Wedel abrechnen oder sich erschrocken zeigen über die Vorwürfe. Einige deuteten aber auch an, dass sie insgeheim mehr wussten und bekundeten öffentlich Reue. Dazu gehört nun auch Til Schweiger, der sich am Mittwoch (31. Januar) in der Talksendung von Markus Lanz zu dem Thema äußerte.

Erniedrigung von Menschen

„Mir hat mal eine Kollegin erzählt – den Namen nenne ich jetzt nicht, weil sie sich selbst nicht outet – dass er sie sehr verprügelt hat“, sagte der Regisseur und „Tatort“-Star. „Das wusste ich. Das ist schon lange her. (…) Ich kannte tausend Geschichten von Kollegen und Teammitgliedern, also auch von Leuten, die hinter der Kamera arbeiten.“

Den Grund für solche erschreckenden Handlungen, unter denen viele von Wedels engsten Mitarbeiterinnen leiden mussten, will Schweiger auch kennen. Dieter Wedel sei seiner Meinung nach ein „Machtmensch, der es wahnsinnig genießt, Menschen zu erniedrigen und seine Macht zu demonstrieren“. Dass dies auch eine Vergewaltigung und schwerwiegende sexuelle Belästigung eingeschlossen haben könnte, überraschte den 54-Jährigen. „Man wusste aber, dass er ein Menschenquäler ist.“ Dass gegen Wedel wenig unternommen wurde, obwohl viele von seinen „Eskapaden“ wussten, könne er zumindest nachvollziehen, denn  in den 70er- und 80er-Jahren sei er „der Fernsehgott der Öffentlich-Rechtlichen“ gewesen.

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Im Auge der Fotografen: Dieter Wedel bei den Shocking Shorts Awards 2012

Til Schweiger fordert mehr Empathie für Opfer

Wichtig war es Schweiger hingegen, darauf hinzuweisen, dass die Gesellschaft mehr Verständnis für Opfer aufbringen müsse, wenn sie sich erst aus Scham und Angst wesentlich später offenbarten. „Wir müssen sagen: ‚Wir verstehen, warum ihr so lange gelitten habt und so lange nicht den Mut hattet‘. Und nicht sagen: ’20 Jahre hattet ihr die Chance und jetzt haltet die Klappe.’“

Auf Facebook regte sich der Schauspieler zuletzt auch über die Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen auf, die in einem Artikel für die „Welt“ die Verjährung von Sexualstraftaten verteidigt hatte und dabei als Erklärung angab, dass dies dem Rechtsfrieden diene. „Wenn ein ‚Opfer‘ es nicht schafft, binnen immerhin 20 Jahren solche Vorwürfe amtlich geltend zu machen, muss und darf auch irgendwann Schluss sein“, schrieb sie. Schweiger dazu wütend: „Ein Sexualdelikt darf nicht verjähren! Genauso wenig wie ein Mord! Denn ein Sexualdelikt ist ein Mord an der Seele! Und all die Menschen, die sagen, dass jetzt mal gut ist, all die Menschen, die sich beschweren, dass die Opfer erst 20 Jahre später den Mut haben, sich zu äußeren, die haben KEINE Empathie!!! Diese Leute( Gisela Friedrichsen!!!) sind mit schuld daran, dass das Leiden der Opfer verschlimmert wird!“

Johannes Simon Getty Images
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