Tom Petty – Hamburg, Docks

„Hello, Babe.“ Sagt der blasse Blonde mit dem dunklen Schlabberhemd über der braunen Flicken-Lederhose. Doch Tom Petty ist nicht ins heimische Schlafzimmer geschlurft, sondern auf die Bühne im ausverkauften Docks, wo ihn die Fans enthusiastischer willkommen heißen, als es seine Frau wohl gemeinhin tut. Verständlich: Es ist dies die erste – und vorerst einzige – Deutschland-Show des Wahlkaliforniers seit sieben Jahren.

Petty und seine Heartbreakers starten mit einer flüssigen Version von Chuck Berrys „Around And Around“. Wie sie überhaupt die folgenden rund 150 (!) Minuten immer wieder zu einer Vielseitigkeitsprüfung für eine All American Music-Band machen. Booker T. & The MG’s erweisen sie ebenso gekonnt ihre Referenz wie den Everly Bros., J. J. Cale („Call Me The Breeze“) geht ebenso glatt durch wie Stephen Sülls‘ („For What It’s Worth“). Zwischendurch darf Gitarrist Mike Campbell sogar ein Surf-Instrumental runterbrettern oder seine Mandoline rausholen: Heartbreakers-Zuwachs Scott Thurston singt ein bißchen Bluegrass.

So zeigen Petty und Co. der üblichen Dramaturgie souverän die kalte Schultet; lassen etwa den Energieschub eines rauschenden „Mary Jane’s Last Dance“ in einem nett reduzierten „Won’t Back Down“ verpuffen. Das Publikum frißt ihnen ohnehin willig aus der Hand und hätte das wohl auch ohne die über den Köpfen kreisende n Rockpalast“-Kamera getan. Fast rührend auch zu sehen, wie diese neue Heartbreakers-Ausgabe versucht, die alte der späten Siebziger möglichst originalgetreu auferstehen zu lassen („Listen To Her Heart“). Ein glorios ausgespieltes, in Feedback ertränktes „Good To Be King“ gehört zu den wenigen Songs von „Wildflowers“, dafür aber ist „She’s The One“ mit „Walls“ und „Angels“ angemessen vertreten. Daß nur wenige Songs von „Echo“ gereicht werden – am besten noch ein rundes, kraftvolles „Swingin'“ -, spricht entweder für Pettys Angst vor der eigenen Courage. Oder dafür, daß er dem aktuellen Material selbst noch nicht so richtig traut.

Im Finale mit u. a. „You Wreck Me“ und „American Girl“ ist dann aber kein Platz mehr für Petitessen. Spätestens ab Petty die unverwüstliche „Gloria“ in einer veritablen Darbietung als street hooker balzt, ist der freie Fall unvermeidlich. Und die Erkenntnis: Petty sollte nicht wieder sieben Jahre bis zum nächsten Wiedersehen verstreichen lassen.

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