Top Ten Club: Voll die Härte – gestandene Rockstars, Witzrapper und eine Schlagerhitmaschine

Schweizer Schlager und Rock aus Amerika machen sich breit in den Sommer-Top-Ten. Ganz vorne: Deutscher HipHop der witzischen Sorte von den 257ers!

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Kennt jemand die Calimeros? Nicht!? Immerhin die aktuelle Platz zwei der Midweek Charts im Albumsegment. Also gut. Man kann ja nicht alles wissen. Hier sind sie: Ein mopsfideles Schlager-Trio in hellblauen Anzügen, das eine italienische Comicfigur mit einem Ei auf dem Kopf zum Namensgeber erkoren hat. Die Drei aus Thun existieren bereits seit vier Jahrzehnten. „Schiff Ahoi“ heißt das aktuelle Opus. Seit den späten Siebzigern hauen Roland, Stefan und Andy eine Platte nach der anderen raus. Hohe Frequenz. Schlagerhitmaschine. Darunter unsterbliche Nummern wie „Tausend Liebesbriefe“ von 1985 und „Buon Giorno Amore“ (2002). Jetzt wissen wir auch, wo sich die Wiener Pub-Rocker Wanda ihre Songideen abholen. Wie wäre es mit „Herz im Sand“, „Feuersturm“ oder gar „Zauberkuss“?

Doch Schlagerspaß beiseite, neben den deutschen Witzrappern 257ers aus Essen-Kupferdreh mit „Mikrokosmos“ und die an dieser Stelle bereits mal erwähnten Gzuz & Bonez MC ist es der mittelalte ROCK, der seit Wochen das Albumgeschehen in den Top Ten regiert. 70% der Topverkäufer schrubben fleißig die E-Gitarren. Slowhand Clapton mal eingerechnet. Das Thema der letzten Kolumnen hat weiterhin Gültigkeit. Ziemlich eisern sogar. Selbst die Speed Metaller von Fates Warning schrammten mit „Theories of Flight“ nur knapp an den oberen Zehn vorbei.

Interessant, dass in der aktuelle Auswertung Ex-Skate-Punker, die zu ihrer Gründungszeit vor fast 25 Jahren dem Teenager-Alter kaum erwachsen waren, mittlerweile lässig als gestandene Rockstars akzeptiert werden. Fette 50 Millionen Alben haben Blink 182 weltweit verkauft. Da muss die Show natürlich weitergehen. Selbst wenn der wankelmütige Sänger Tom DeLonge nun endgültig das Handtuch geworfen hat. Ersatz-Gittarero Matt Skiba von Alkaline Trio soll es nun richten, wenn die Mittvierziger sich wilde Gedanken machen über „Teenage Satellites“ und andere griffige Machismo-Themen. Von Ober-Blinker DeLonge verabschiedet sich die neuformierte Rumpftruppe mit einem zünftigen „Bored To Death“ und lässt die Riffs durchs Stadion kreisen. Ein wenig Ur-Skater-Krawall gibt es dann auch im Longboard-Alter: „Built This Pool“. Eine Mini-Song als Gruß an die nackten Genossen von der Westcoast.

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