Top Ten Club: Wird Schiller der deutsche Jean Michel Jarre? Mit Hilfe von Sharon Stone?

Mit seinem englisch betitelten Album “Future” will Synthieflächenmeister Schiller nationale Grenzen überspringen. Platz eins in Deutschland hat er schon – Hollywood-Schauspielerin Sharon Stone hilft bei seiner “Mission International”

Auf dem international gut vernetzten Showcase-Festival Eurosonic im nordholländischen Groningen wurden im Januar 2016 die “European Border Breaker Charts” (EBBC) vorgestellt. Wie schon auf den gleichnamigen Awards werden hier Bands präsentiert, die ihre Musik mit Erfolg in ausländischen Gefilden verkaufen können. Also etwa die damals blujunge Magdeburger Formation Tokio Hotel derweilen in Frankreich und Russland. Auszählungsbasis sind jedoch nicht die jeweiligen Verkaufscharts, sondern das Auszählungs-Institut “Radio Monitor”. Motto: “Airplay monitoring for the music industry”. Dem entsprechend hitlastig sind auch die EBBC-Top-Ten, mit dem Norweger Alan Walker, der Schwedin Sara Larsson und dem Jonas Blue feat. Dakota mit “Fast Car”. Die erste deutsche Produktion Felix Jaehn feat. Polina “Book Of Love” folgt erst auf Platz 23, mit Radioeinsätzen in Polen, Ungarn, Belgien und Österreich. Bislang sind die EBBC eine Plattform für schnell drehenden Electro- und Pop-Stoff; aber immerhin mal eine Pop-Statistik, die über Nationalgrenzen hinausblickt.

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In diese skandinavisch-britische Phalanx könnte demnächst Christopher von Deylen einbrechen, der gerade mit dem Langformat die Offiziellen Albumcharts aufmischt. Neon-minimalistisch kommt das Albumcover seines Soundprojektes Schiller daher. Einfach nur der Titel-Schriftzug „Future“ auf rotem Grund. Mehr nicht. Ganz offensichtlich hat sich Mister Mastermind im Jahr 18 seit Gründung des opulenten Großraum-Ambient-Projektes nun die weite Welt vor Augen. Der internationale Markt lockt. New York, Rio, Tokio. Die Hamburger Wachablösung für Jean Michael Jarre naht. Und so steht Deylen fast schon Daft-Punk-mäßig im Astronautenanzug auf einem Fantasy-Planeten herum und beschwört auf seiner Website in mildem Gymnasiallehrer-Tonfall eine leuchtende, eine heiter-heile Zukunft.

Nachdem es bei Schiller in der Vergangenheit noch „Atemlos“, „Sonne“ oder auch „Opus“ geheißen hatte und wahlweise Midge Ure, Jaki Liebezeit, Anna Netrebko sowie weitere Klassik-Granaten am Start waren, mischt beim neunten Studioalbum keine Geringere als Hollywood-Schauspielerin Sharon Stone mit. Sie habe, so ist aus Wallensteins Lager zu erfahren, den Song „For You“ auf freundliche Anfrage hin in Los Angeles geschrieben. WOW! Ein überaus cleverer internationaler Schachzug – so wird nicht nur die Westcoast mit leichter Hand an der Synthie-Tastatur genommen. Stufe eins auf dem Weg nach Global Weimar ist Schillers Null-auf-Eins-Platzierung in deutschen Hitlisten, in die mit dem nur mühsam heraufziehenden Frühling wieder mehr Bewegung kommt. Auch jenseits der Neo-Schlager-Bomben der letzten Woche.

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Da wäre etwa die bewährt berüchtigte New Yorker Thrash-Metal-Truppe Anthrax, die ihre Saiten nun auch schon im 35sten Jahr erglühen lässt. Der zwischenzeitlich ausgestiegene Leadsänger Joey Belladonna schüttelt auf „For All Kings“ seine Pudelmähne und beweist einmal mehr, dass die Wacken-kompatible Fanbasis treu zu ihren altbewährten Recken steht. Darum ist der furiose Neueinstieg auf Platz drei noch vor der Kostümband Dartagnan („Seit an Seit“) und Foxxclub („Geiles Himmelblau“) fürwahr kein Wunder.

Selten waren in den Top Ten so viele Genres auf einmal vertreten. Wir erwarten ein knallbuntes Pop-Frühjahr 2016!

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