Wie ein Schneemann David Bowies Herz zum Schmelzen brachte

David Bowie unterstützte einst einen Trickfilm, an den erst niemand glaubte und der dann Kult wurde.

Der Kurzfilm „The Snowman“ (Der Schneemann) gehört vor allem in Großbritannien zur Winterzeit dazu wie hierzulande „Dinner For One“ zu Silvester. Der animierte Film von Raymond Briggs, nach seiner eigenen Buchvorlage, aus dem Jahr 1982 erzählt die Geschichte eines Jungen, der an einem Wintertag einen Schneemann baut, der schließlich zum Leben erwacht und mit ihm zu einer Flugreise aufbricht. „The Snowman“, 1983 für einen Oscar nominiert, glänzt nicht nur mit zauberhaften Zeichnungen, sondern auch mit einem melancholischen Soundtrack.

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Was heute trotz der Popularität des Films nur wenige wissen, ist, dass David Bowie eine Art kurze Einführung für den „Schneemann“ gedreht hat. Darin ist der Sänger zu sehen, wie er den Jungen mimt, der gerade seinen ganz speziellen, geliebten Freund erschaffen und schließlich wieder verloren hat.

David Bowie und seine Kinderprojekte

Dem Musiker, der 2016 an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben ist, waren Kinderprojekte stets ein Bedürfnis. 1977 gab er den Erzähler für eine Orchesterfassung von Prokowjews „Peter und der Wolf“ (nach eigenen Angaben nur für seinen Sohn, Duncan Jones) und neun Jahre später faszinierte er eine ganze Generation in dem Fantasykracher „Die Reise ins Labyrinth“.

David Bowies Einführung für „The Snowman“ ist nicht Bestandteil des Films (dafür ist Regisseur Raymond Briggs zu sehen, der den Zuschauer anleitet). Sie entstand erst wesentlich später, als das kleine Zeichentrickjuwel längst sein zunächst überschaubares Publikum gefunden hatte. Die zu der Zeit aufkommenden Videokassetten sorgten dann aber für einen Popularitätssprung – und um den Kurzfilm auch auf anderen Märkten, z.B. in den USA, zu verkaufen, musste ein großer Name her, wie Regisseur Hamish Hamilton dem „Guardian“ einst mitteilte.

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Leidenschaft auch für kleine Projekte

So kam der Musiker ins Spiel, der sich schon 1982 mit den Produzenten von „The Snowman“ getroffen hatte. Howard Blake, der die Filmmusik für den Film schrieb, fungierte zu der Zeit auch als musikalischer Leiter für den Vampirfilm „Begierde“ von Tony Scott, in dem Bowie als Schauspieler dabei war. So kam eins zum anderen. Auch wenn Blake noch heute darüber lachen muss, wie faszinierend unterschiedlich diese beiden Projekte für ihn waren. Blake traf sich mit dem Sänger zum Mittagessen und hörte von ihm, dass dieser ein großer Fan von Raymond Briggs Endzeit-Zeichentrickfilm „Wenn der Wind weht“ war.

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Während zunächst noch große Stars wie Julie Andrews oder Laurence Olivier für die neue Einführung des „Snowman“ angedacht waren, entschieden sich die Produzenten – auch wegen des großen Erfolgs des Filmsoundtracks – schließlich für David Bowie. In einem künstlerischen Werk, das auch schauspielerische Glanzleistungen wie in „Der Mann, der vom Himmel fiel“ umfasst, mag die Beteiligung an einem 26-minütigen Zeichentrickfilm zunächst als wenig bedeutsam anmuten. Aber die passionierte Arbeit für solche kleineren Projekte zeichnete Bowie Zeit seines Lebens aus.

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Er war schließlich einer der größten Popstars der Welt, als „The Snowman“ seinen Weg antrat, die Herzen der Zuschauer zu erobern. Sein Name hätte das Projekt mit Leichtigkeit in den Schatten stellen können. Doch dass dies nicht passiert ist, kann wohl auch dem feinfühligen Sänger zugeschrieben werden, der keinen Moment vergaß, wofür er gerade sanft die Werbetrommel rührte.

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