Wilco – Hamburg, Grünspan

Nein, Jeff Tweedy hatte keinen Spaß zwischendurch. „It’s not funny up here. Period“, frozzelte der Wilco-Chef, als mal wieder die berühmten „technischen“ Probleme zuschlugen. Und die Deutschen, sie verstehen seine Witze nicht! Und wissen auch selbst keine zu erzählen (jedenfalls einige Journalisten nicht, denen er Anfang Februar Interviews gab). Doch der ewige Hofmungsträger aus Chicago war vielleicht selbst dafür verantwortlich, daß er keinen Spaß hatte, zunächst. Dabei symbolisierte allein schon die Jeansjacke über der Bügelfaltenhose die zerrissene Dramaturgie der ersten Halbzeit. Demonstrativ ließen Wilco den „Shot In The Arm“ im Finale zerfleddern: Nur keine plumpen Identifikationsangebote! Überdies erfüllte die Band – live zum Quintett mit zwei Keyboards bzw. wahlweise drei Gitarren aufgestockt – kaum die hohe wie bequeme Erwartungshaltung.

Die einen wollten den totalen Rock und mußten irritiert zur Kenntnis nehmen, daß sich Tweedy mit „We’re Just Friends“ auch als fragiler Crooner versuchte (wieder einer von diesen Witzen…).

Andere moserten kenntnislos von „Blues-Rock“, kaum daß es mal richtig krachte. „I Got You“ verpuffte aber ohnehin in einem eruptiven Intermezzo. Und die coole Medienmeute auf der Empore kann ja ohnehin nichts mehr schocken. Wann genau das Konzert dann doch noch seinen Rhythmus, seinen Pulsschlag, seine emotionale Mitte fand, ist nicht einfach festzumachen. Waren es die souverän zelebrierten Elegien „She’s A Jar“ und „Via Chicago“? Oder eher der Blick zurück, als Wilco doch noch die Gäule für zwei behende Country-Nummern sattelten?Jedenfalls wurde irgendwie alles gut Ab sie „Monday“ mit praller Wucht raushauten, hatte Jeff Tweedy dann sogar ein befreites Lächeln im Gesicht, anschließend brachte „Can’t Stand It“ den Groove ins „Grünspan“. Zwei Zugaben: Die Geister der Beach Boys schwebten herein, Woody Guthries „California Stars“ leuchteten, die „Casino Queen“ tanzte enthemmt durch die Gänge, bis alle irgendwie „Outtasite (Outamind)“ waren. So ließ man Tweedy schweren Herzens ziehen, als er nach fast zwei Stunden abtrat – „surprised“, wie er kundtat, daß Band und Publikum doch noch „so together“ gekommen seien. Just smile all the time“, die Empfehlung aus „How To Fight Loneliness“, ist einfach nicht seine Devise.

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