Wonneschauer aus dem Stromkreis: Das Trio Drugstore reibt sich den Schlaf aus den Augen

Lassen wir uns nicht täuschen, Drugstore sind Genußmenschen. Da kann Isabel Monteiro noch so viel astrologisches und biblisches Vokabular über ihre hübsch gewölbten Lippen schieben, von Milchstraße und verglühenden Planeten oder von Gott und Teufel singen. Die gebürtige Brasilianerin und ihre Begleiter sind nur an einem interessiert, nämlich möglichst viele Wonneschauer aus dem Stromkreis für sich abzuzwacken. Das Trio spielt Rock’n’Roll, aber mit Samthandschuhen. So wie Velvet Underground in ihrer mittelspäten Phase, wie Mazzy Star oder wie Tindersticks, mit denen sie gerade durch Europa touren.

Drugstore wohnen in London, doch ihr Debüt-Album haben sie zum Großteil auf dem Land eingespielt. Zwischen ausgedehnten Spaziergängen positionierten die drei dann die Mikros an ungewöhnlichen Punkten, an solche, die das Studio als hölzernes Refugium erfährbar machen. Klar, Drugstore schätzen Klangforscher wie Swell, in deren Aufnahmen immer die räumlichen Koordinaten des Studios mitschwingen. Haben sie denn auch überlegt, ähnlich Swell die Mikros aus dem Fenster zu hängen? „Nein“, Gitarrist Daron Robinson grient. „Dann hätten wir ja Vogelgezwitscher auf dem Band gehabt, und das kennen wir schon von Syd Barrett.“

Außerdem wären Vogelstimmen in einem schwarz schimmernden, somnambulen Sound wie dem von Drugstore gänzlich unangebracht Die drei wirken nicht selten traumwandlerisch und musizieren streckenweise auch mit eben jener Sicherheit Drugstore gehören nicht zu den Leuten, die sich den Schlaf aus den Augen reiben, bevor sie sich an die Arbeit machen. Am Anfang des Albums hört man, wie Isabel den Drummer Mike dösig fragt, ob alles in Ordnung sei und man beginnen könne. Dann geht das große Streicheln los. Mike streichelt die Felle, Daron die Saiten, Isabel streichelt ihre Stimmbänder. Den Baß, den die Chanreuse ebenfalls bedient, beklopft sie ausnahmsweise.

Auch wenn die Gitarre beizeiten verzerrt wird und der samtene Sing-Sang von Isabel bedrohlich anschwillt – die Musik der drei Freunde wirkt nie exaltiert Eine tiefe Ruhe liegt in ihrem Spiel. Aufgeregtheiten sind ihnen fremd, Absprachen nicht nötig. So verzichten sie bei Konzerten auf eine Setlist, irgendwie werden ihnen schon die richtigen Songs einfallen.

Daron, der übrigens mit Sonnenbrille wie der junge Lou Reed aussieht und mit der richtigen Gitarre auch so klingt, erinnert sich: „Einmal hatten wir einen besonders guten Auftritt. Gar nichts war geplant Als wir von der Bühne gingen, stellten wir fest, daß wir mehr Cover-Versionen als eigene Songs gespielt hatten.“

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